(dpa) Die Gründerin des Meinungsforschungsinstituts Allensbach, Elisabeth Noelle-Neumann, ist am Donnerstag im Alter von 93 Jahren gestorben. Das Institut bestätigte einen Bericht des Konstanzer „Südkuriers“. Sie sei am Mittag in ihrem Haus in Allensbach am Bodensee eingeschlafen, sagte ein Sprecher des Instituts für Demoskopie.
Noelle-Neumann gilt als Pionierin der Meinungsforschung. Sie hatte 1947 das erste deutsche Institut dieser Art gegründet. 1964 wurde sie als Professorin an die Universität Mainz berufen. Einen besonderen Namen machte sich Allensbach in der politischen Meinungsforschung und bei Wahlprognosen.
An der Arbeit des Instituts für Demoskopie ändere der Tod Noelle- Neumann nichts, sagte der Sprecher. Die Gründerin lebte schon seit etlichen Jahren sehr zurückgezogen und hatte bereits 1988 ihre langjährige Mitarbeiterin Renate Köcher in die Geschäftsführung aufgenommen.
Noelle-Neumann wurde 1916 in Berlin als Tochter eines Fabrikbesitzers geboren. Sie studierte ab 1935 Geschichte, Philosophie und Zeitungswissenschaften. Nach einem Amerika-Aufenthalt promovierte sie 1940 mit der Arbeit „Meinung- und Massenforschung in USA“. Während des Nationalsozialismus arbeitete sie als Zeitungsredakteurin für verschiedenen Blätter. 1946 heiratete sie den CDU-Bundestagsabgeordneten Erich Peter Neumann, mit dem sie das Allensbacher Institut gemeinsam ins Leben rief.
Die Wissenschaftlerin hat mehrere Bücher veröffentlicht. Als wegweisendes Werk gilt „Die Schweigespirale. Öffentliche Meinung – unsere soziale Haut“ von 1980. Immer wieder setzte sie sich auch mit der Wirkung der Medien auseinander, beispielsweise mit den Folgen des Fernsehens auf die Zeitungslandschaft. Regelmäßig veröffentlichte sie in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ)“ Beiträge zu politischen und gesellschaftlichen Veränderungen. Für ihre Arbeit ist Noelle-Neumann mit mehreren Preisen geehrt worden.