Der kleine Serkan wimmert im Halbschlaf und umklammert die Hand seiner Mutter, die ihren Arm deshalb nicht aus dem Kinderwagen ziehen kann. „Anders kann er nicht schlafen“, sagt Mesale Tolu entschuldigend. „Er hat immer noch Angst, dass wir wieder verschwinden.“ Ihr Ehemann Suat schaukelt den Kinderwagen etwas, damit der Dreijährige sich beruhigt. Keinen Augenblick lassen die Eltern ihn mehr alleine, seit sie aus dem Gefängnis entlassen wurden – Suat vor sechs Wochen und Mesale vor dreieinhalb Wochen. Nur zu dritt gehen sie aus dem Haus, damit der Kleine sicher sein kann, dass Mama und Papa beide da sind. „Wir müssen unsere Familie jetzt erst Mal wieder aufbauen“, sagt Mesale, die acht Monate im Gefängnis gesessen hat und neun Monate lang durch Gefängnismauern von ihrem Mann getrennt war.
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