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WÜRZBURG: Barmer-Versicherte müssen wieder zahlen

WÜRZBURG

Barmer-Versicherte müssen wieder zahlen

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    Es war eine Premiere, als die Barmer Ersatzkasse Ende 2004 mit dem deutschen Apothekenverband und dem Hausärzteverband ein neues Programm ins Leben rief: Das erste Mal führte eine Krankenkasse bundesweit ein Hausarzt- und Hausapothekenmodell ein. Jetzt ist wieder Schluss: Ab 1. Juli müssen alle Barmer-Mitglieder, die das Hausarztmodell gewählt hatten, in jedem Quartal zehn Euro Praxisgebühr bezahlen, wenn sie zum Arzt gehen. Bislang hatten sie die Gebühr nur einmal im Jahr zahlen müssen.

    Wieso das Aus? An der Kasse liegt es nicht. Auch nicht an der Gesundheitsministerin, die Hausarztmodelle fördern will. Die Kassenärztliche Vereinigung Thüringen hatte gegen das Barmer-Modell geklagt – und im Februar vom Bundessozialgericht in Kassel in einem Musterprozess Recht bekommen. Das Hausarzt- und Hausapothekenprogramm „mag seine Vorteile haben, auch für die Versicherten“, urteilten die Richter zwar. Aber eine „sektorübergreifende Zusammenarbeit verschiedener Fachbereiche“ erkannten sie nicht. Das Modell sei also kein Teil der „integrierten Versorgung“, aus dessen Finanztopf die Barmer das Programm bezahlte.

    Bis zu 60 Millionen Euro muss die Ersatzkasse nun an die Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) und Krankenhäuser zurückzahlen. Die nämlich tragen die finanzielle Hauptlast der „integrierten Versorgung“ – und damit des als unrechtmäßig verurteilten Barmer-Hausarztmodells.

    Rund 2,3 Millionen der bundesweit sieben Millionen Barmer-Versicherten haben das Programm genutzt und sich verpflichtet, immer erst ihren Hausarzt aufzusuchen und sämtliche Medikamente bei der einen Apotheke ihrer Wahl zu besorgen. In Unterfranken ist die Beteiligung deutlich höher, sagt Jürgen Tenschert, Vertriebsleiter bei der Barmer in Würzburg: Von 110 000 Versicherten waren rund 45 000 im Programm eingeschrieben. Außerdem machten 850 Hausärzte mit und rund 270 Apotheken. „Kaum einer, der sich nicht beteiligt hätte“, sagt Tenschert. Dass die Hausapotheke für den teilnehmenden Patienten ein Medikamentenkonto führt, aufpasst, dass es nicht zu Unverträglichkeiten mit anderen Mitteln kommt und dem Hausarzt meldet, welche Arznei abgegeben wurde, hält Jürgen Englert, Bezirksgeschäftsführer in Bad Kissingen, für ganz wesentlich. „Wir sind kein Fürsprecher des Trends sich Arzneimittel im Internet zu besorgen“, sagt auch Tenschert. „Wir wollen die Apotheke vor Ort unbedingt dabei haben.“

    Was nun? Ab sofort sind die Barmer-Versicherten nicht mehr von der Praxisgebühr befreit. Bis zum Jahresende können sie noch die Vorteile wie den jährlichen Gesundheitscheck nutzen – dann ist für das Hausarzt- und -apothekenmodell endgültig Schluss. „Es wird mit Sicherheit wieder etwas geben“, sagt Tenschert. Man plane mit den Hausärzten und Apotheken neue Modelle – die sollen dann „gesetzesfest“ sein.

    Im Blickpunkt

    Ärzte im Hausarztvertrag Beim Hausarzt- und Hausapothekenvertrag der Barmer erhalten Ärzte ein zusätzliches Honorar, wenn sie sich beteiligen: Pro Patient 15 Euro Einschreibepauschale und eine Betreuungspauschale von fünf Euro im ersten und 20 Euro im zweiten Jahr, außerdem für den jährlichen Präventions-Check 35 Euro. Dafür müssen sich die teilnehmenden Ärzte verpflichten, Fax und EDV zu nutzen, Behandlungsdaten an die Kasse weiterzuleiten, kostengünstig zu verordnen, mindestens vier hausärztliche Qualitätszirkel zu besuchen, Patienten zu Chroniker-Programmen zu motivieren und sie zu einem präventiven Lebensstil anzuhalten.

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