Für viele Schüler in Deutschland ist der Weg in den Job trotz zahlloser Info-Angebote voller Fragezeichen: Die Berufswahl am Ende der Schulzeit fällt fast der Hälfte der Jugendlichen (46 Prozent) ziemlich oder sehr schwer, mehr als ein Drittel (35 Prozent) fühlt sich nur unzureichend über Berufsmöglichkeiten informiert. Und häufig treten die eigenen Eltern als wichtigste Ratgeber auf, wie eine am Dienstag in Berlin vorgestellte Allensbach-Umfrage im Auftrag der Vodafone Stiftung ergab.
Von den Gymnasiasten räumen demnach fast zwei Drittel (62 Prozent) ein, zu wenig über bestimmte Studiengänge zu wissen. Schlecht kommen in der Umfrage die Angebote der Bundesagentur für Arbeit (BA) weg: Nur 25 Prozent der Schüler informieren sich dort, davon fand nur ein Drittel (32 Prozent) die Hinweise hilfreich. Weniger Nachfrage haben nur Info-Tage von Unternehmen (21 Prozent) und Universitäten (15).
Prof. Klaus Hurrelmann (Hertie School of Governance) wies auf die hohe „biografische Bedeutung“ des Wechsels von der Schule in Ausbildung oder Studium hin: „Wenn der Übergang gut gemacht ist, dann ist das ein Motivationsschub.“ Die von Allensbach festgestellte „strategische Allianz“ Jugendlicher mit den Eltern sei zweischneidig: Einerseits ein Zeichen für generationenübergreifende Hilfsbereitschaft – andererseits oft eine Überforderung der Eltern, mit der die Gefahr wachse, dass bestimmte berufliche Traditionen einfach nur weitergegeben würden.
Gespräche mit den Eltern
Zumal Allensbach-Chefin Renate Köcher in puncto Berufswunsch festgestellt hat: „Die Mehrheit der Jugendlichen weiß: Nicht das, was meine Eltern machen.“ Neben Gesprächen mit der Mutter (von 72 Prozent der Befragten genutzt) und dem Vater (61 Prozent) sind für Schüler Berufswahl-Informationen von Freunden und Bekannten (74 Prozent) oder Internet-Recherchen (63) wichtig. Für knapp zwei Drittel der Eltern (61 Prozent) ist es selbstverständlich, bei der Berufsorientierung ihrer Kinder mitzuwirken.
Die Pläne von Jungen und Mädchen klaffen laut Umfrage bei den technischen Berufen nach wie vor weit auseinander (27 Prozent Jungen, zwei Prozent Mädchen), etwas weniger beim Handwerk (14 zu sechs). Andererseits sind bei medizinischen (fünf Prozent Jungen, 20 Prozent Mädchen) und sozialen Berufen (vier zu 18) die weiblichen Interessenten klar in der Überzahl.
Bei der Motivation für einen Job sind Jungen und Mädchen sich laut Umfrage einig: Für je 87 Prozent ist es am wichtigsten, einen Beruf zu haben, „der mir Spaß macht“. Dahinter rangieren bei Jungen „gutes Einkommen“ (80 Prozent) und „das Leben genießen“ (75), bei Mädchen indes ein „sicherer Arbeitsplatz“.