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WASHINGTON: Brennender Koran wird für Obama zum Problem

WASHINGTON

Brennender Koran wird für Obama zum Problem

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    Der radikale Pastor Jones.
    Der radikale Pastor Jones. Foto: Foto: dpa

    Es klang nach frischem Optimismus, als der US-Oberkommandeur in Afghanistan dem Kongress seine jüngste Lageeinschätzung präsentierte. Bedeutende Fortschritte sehe er, erklärte General David Petraeus erst Mitte März. Daher unterstütze er den vom US-Präsidenten Barack Obama geplanten Beginn des Truppenabzugs von Juli an.

    Aber die jüngsten blutigen Tumulte nach der Koranverbrennung des bizarren US-Pastors Terry Jones zeigen: Der Waffengang am Hindukusch und das heikle Verhältnis zur islamischen Welt ist für die USA nach wie vor ein Pulverfass.

    Diesmal stellt sich jedoch auch die Frage, wer eigentlich die Lunte gelegt und den Funken geliefert hat. Denn nicht nur Amerikas Medien schwiegen beinahe einhellig über die Aktion des Predigers aus Florida, als dieser am 20. März dem Koran „den Prozess machte“ und die heilige Schrift „für schuldig befunden wurde“. „Religionsführer, Spitzenpolitiker und jene Horden von Reportern, die vergangenen Herbst über Jones berichteten, gaben kaum einen Laut“, notierte die „Washington Post“. Stattdessen, unterstreichen US-Medien, war es erst der pakistanische Präsident Asif Ali Zardari und dann Afghanistans Präsident Hamid Karsai, die den Vorfall ins grelle Licht der Öffentlichkeit zerrten.

    Zardari sprach von einem „ernsten Rückschlag“ für die zivilisierte Welt. Karsai indes verurteilte die Aktion in einer Rede und forderte die Festnahme des Predigers. Einen Tag später dann, schreibt die „New York Times“, wurde die Verbrennung zum Thema während der Freitagsgebete in Afghanistans Moscheen.

    „Karsais Rede war es, die die Leute zu den Aktionen aufgestachelt hat“, zitiert die renommierte Zeitung einen prominenten afghanischen Geschäftsmann ohne Namensnennung. „Karsai hätte die Menschen eher zur Geduld aufrufen sollen, statt sie noch wütender zu machen.“

    Die Obama-Regierung weiß, dass sie sich trotz ihrer demonstrativ ausgestreckten Hand in Richtung der islamischen Welt weiterhin auf dünnem Eis bewegt. Die deutliche Zurückhaltung Washingtons beim Feldzug gegen den libyschen Diktator Muammar al-Gaddafi rührt nach Meinung vieler daher, dass die USA bereits in zwei Kriege in muslimischen Ländern verstrickt sind.

    Vor einem halben Jahr hatte die massive Intervention der US-Regierung den Prediger aus Florida von der Koran-Verbrennung abgebracht. Locker ließ der selbst ernannte Gottesmann deshalb nicht. Alle paar Tage suchte er mit bizarren Pressemitteilungen das Rampenlicht – und stieß bei den Medien wie auch Kirchenführern auf eisige Ablehnung. Jetzt scheint Jones sein Ziel erreicht zu haben.

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