Die Bundesregierung hat zugegeben, seit 1970 über ihr Bundesinstitut für Sportwissenschaften (BISp) 14 Anträge zur Doping-Forschung gefördert zu haben, „bei denen im Sport verbotene Substanzen einbezogen waren“. Sie weiß aber nichts vom Einsatz minderjähriger Probanden bei solchen Studien.
Dies geht aus der Antwort auf eine Anfrage der Abgeordneten Viola von Cramon-Taubadel (Bündnis 90/Grüne) hervor. Damit widerspricht die Regierung den Ergebnissen einer Studie zum Doping im Westen, die vor kurzem veröffentlicht wurde. Der Einsatz Minderjähriger bei der Dopingforschung sei „juristisch und ethisch verwerflich und würde eindeutig Missbrauch darstellen“, hieß es offiziell im Vorfeld der Sondersitzung des Sportausschusses des Bundestages zum Thema Doping.
Akten nicht rekonstruierbar
Zum Vorwurf der Forscher, offiziell angeforderte Akten seien ihnen vorenthalten oder gar vernichtet worden, heißt es gegenüber dem Bundestag: Die Akten, die bereits 1991 zur Beantwortung einer SPD-Anfrage dienten, seien nicht mehr rekonstruierbar. Es gebe lediglich Zusammenfassungen, die den Forschern „uneingeschränkt zur Verfügung“ standen.
Indessen hat das attackierte Bundesinstitut, das dem Innenministerium untersteht, Forscher der Studie „Doping in Deutschland von 1950 bis heute“ massiv kritisiert. Die Behörde wies in einer fast 40-seitigen Stellungnahme Vorwürfe der Aktenvernichtung zurück und stellte die Qualität der Studie infrage.
„Unhaltbar und falsch“
„Es liegen keinerlei Anhaltspunkte vor, dass das BISp gegen die Regelungen zur Aussonderung/Vernichtung von Akten verstoßen hat“, erklärte das BISp, das die Studie in Auftrag gegeben hatte. Derartige Behauptungen seien „unhaltbar und falsch“. Im Gegenzug warf die Behörde den Berliner Wissenschaftlern handwerkliche Fehler vor. Nicht immer seien „die gängigen Standards guter wissenschaftlicher Praxis“ eingehalten worden.
Der Abschlussbericht der Berliner Humboldt Universität und der Universität Münster über die Doping-Praktiken in der Bundesrepublik hatte das Bild einer staatlich geduldeten und von Steuergeldern finanzierten Doping-Forschung bestätigt. Die Studie wird am Montag in der Sondersitzung im Sportausschuss thematisiert.