Die Kehrtwende des Kölner Kardinals Meisner in seiner Haltung zur „Pille danach“ sorgt für Diskussionen in der katholischen Kirche. Wenn es neue wissenschaftliche Erkenntnisse gebe, sei eine Auseinandersetzung damit „notwendig und wichtig“, sagte der Berliner Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki am Wochenende.
SPD und Grüne planen zudem offenbar einen neuen Anlauf, die Verschreibungspflicht für die „Pille danach“ abzuschaffen.
Meisner hatte überraschend erklärt, es sei vertretbar, wenn nach einer Vergewaltigung ein Präparat verwendet werde, das eine Befruchtung verhindere. Laut einem Vorabbericht des „Focus“ begrüßte der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke die Äußerung als Klarstellung. Der Sprecher des Berliner Erzbistums, Stefan Förner, hingegen wurde vom Münchner Nachrichtenmagazin mit den Worten zitiert: „Bei uns gab es die ,Pille danach' bislang nicht in katholischen Krankenhäusern, und es wird sie nicht geben.“ In einer eigenen Erklärung betonte das Berliner Erzbistum am Wochenende, Vergewaltigungsopfer würden dort in kirchlichen Krankenhäusern „über alle Möglichkeiten der Hilfe“ und auch über Mittel wie die „Pille danach“ informiert. Frauen, die einem Sexualdelikt zum Opfer gefallen sind, bekämen dort „jede notwendige medizinische und pflegerische Hilfe und eine umfassende Aufklärung“. Hintergrund der Diskussion über die „Pille danach“ ist der Fall einer vergewaltigten Frau in Köln, die von zwei katholischen Kliniken abgewiesen worden war.
Wie die Stuttgarter Zeitung „Sonntag Aktuell“ berichtete, haben die rot-grün regierten Bundesländer die beiden Länder Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen beauftragt, bis April eine Bundesratsinitiative auszuarbeiten, damit Frauen die „Pille danach“ künftig ohne Rezept erhalten.