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PARIS/WÜRZBURG: Der Mythos der Mata Hari

PARIS/WÜRZBURG

Der Mythos der Mata Hari

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    Dieses undatierte Foto zeigt Margaretha Geertruida Zelle, besser bekannt als Mata Hari, bei ihrem exotischen Tanz.
    Dieses undatierte Foto zeigt Margaretha Geertruida Zelle, besser bekannt als Mata Hari, bei ihrem exotischen Tanz. Foto: Foto: Afp/STR

    Das „Matahari“ im korsischen Calvi bewirbt sich selbst als „Verführerin voller Exotik“: Beim Schein des Kerzenlichts am Strand, so heißt es, können Besucher des Restaurants sinnlich-kulinarische Köstlichkeiten zu sich nehmen. Im Pariser Museum Guimet für asiatische Künste, wo Mata Hari 1905 auftrat, hängt ein Foto der leicht bekleideten Tänzerin. Zur Legendenbildung trugen auch Dutzende Romane und Filme bei, unter anderem mit Greta Garbo oder Jeanne Moreau in der Hauptrolle; Theater führen regelmäßig Mata Haris fantastisch-tragische Lebensgeschichte auf – so auch das Theater am Neunerplatz in Würzburg (Info: 0931-415443), wo das Stück „Der letzte Tanz der Mata Hari“ noch am 15., 20., 21. und 22. Oktober zu sehen ist.

    Handelte es sich um eine ausgefuchste Spionin oder bezahlte sie unrechtmäßig mit dem Tod für ihren vermeintlichen Hochverrat? Auch 100 Jahre nach ihrer Hinrichtung am 15. Oktober 1917 in Vincennes bei Paris, und obwohl die Archive die Gerichtsakten über die angebliche Agentin inzwischen freigegeben haben, fehlt eine eindeutige Antwort.

    Die 1876 im niederländischen Leeuwarden geborene Margaretha Geertruida Zelle, deren Vater Hutmacher war und deren Mutter von der indonesischen Insel Java stammte, gehörte vor dem Ersten Weltkrieg zu einer der schillerndsten Persönlichkeiten im Paris der Belle Époque. In die französische Hauptstadt kam sie nach einer gescheiterten Ehe mit dem deutlich älteren ehemaligen Kolonialoffizier John MacLeod, der die gemeinsame Tochter bei sich behielt.

    Exotischer Striptease

    Die abenteuerlustige junge Frau versuchte sich zunächst als Model und Schauspielerin. Erfolgreicher war aber ihr frivoler, angeblich indischer Schleiertanz als „Lady McLeod“, den sie mit sagenhaften Geschichten zu würzen wusste – ein von Kamasutra inspirierter exotischer Striptease, der in der nach wunderlichen Neuheiten lechzenden Pariser Gesellschaft ankam. Wen kümmerte es, ob sie wirklich eine „Java-Prinzessin vom priesterlichen Hindu-Geschlecht“ war?

    Mata Hari, wie sie sich fortan nannte, wurde ein Star. In der javanischen Sprache bedeutet der Künstlername wortwörtlich Auge des Tages – oder Sonne. Varieté-Theater und Kabaretts rissen sich um sie, bald zeigte sie ihr erotisches Spiel des Enthüllens auch im Ausland, reiste nach Mailand, Monte Carlo, Madrid. Sie lebte auf großem Fuß und mitunter von spendablen Liebhabern, meist hohen Militärs, Millionären oder Politikern, tanzte auf Partys und in Salons. Doch mit zunehmendem Alter und der Konkurrenz anderer orientalischer Tänzerinnen blieben die Engagements aus. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges brachte Mata Haris Karriere fast zum Erliegen.

    Um weiterhin ihr luxuriöses Leben zu finanzieren, ließ sie sich als Agentin anheuern – was ihr später zum Verhängnis werden sollte. In den Niederlanden setzte sie offenbar der deutsche Konsul Karl Cramer für die Zahlung von 20 000 französischen Francs an, um Informationen über die französischen Kriegspläne an den deutschen Geheimdienst weiterzugeben. Schließlich war Mata Hari bestens vernetzt in hohe Kreise, reiste zu diversen Liebhabern und schickte chiffrierte Briefe nach Deutschland. Ob „Agent H 21“, als die sie in den Akten genannt wurde, tatsächlich verwendbare Erkenntnisse vermittelte, ist umstritten.

    Ein Leben voller Rätsel

    Längst beobachtete der britische Geheimdienst ihre Tätigkeiten, bis man ihr eine Falle stellte und sie Anfang 1917 verhaftete. Mata Hari kam ins Frauengefängnis Saint-Lazare in Paris und wurde monatelang verhört, bevor sie im Juli wegen Spionage und Hochverrats zum Tode verurteilt wurde. Mata Hari wurde nur 41 Jahre alt – in ihrem Leben vermengten sich Fakten und Fiktion derart, dass es bis heute Rätsel aufgibt, zum Träumen anregt oder erschaudern lässt.

    Mata Hari hatte bei ihrer Hinrichtung auf eine Augenbinde verzichtet. Vor den tödlichen Schüssen soll sie den Soldaten noch eine schlüpfrige Bemerkung zugerufen haben. Unter dem Pelzmantel sei sie nackt gewesen. Das sind ebenfalls einige der vielen Legenden, die sich um Mata Hari ranken. „Sie ist bis heute ein Mythos und ein Mysterium“, sagt Hans Groeneweg vom Friesischen Museum in Leeuwarden. Das Museum zeigt zu ihrem 100. Todestag die bislang größte Ausstellung über Mata Hari. Mit Informationen von dpa

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