Im kleinen Garten des Reihenhauses stehen Schaukel, Rutsche, Fußballtor und ein Kinderholzhaus. Der Rasen ist vor wenigen Tagen gemäht worden, auf der Terrasse steht ein gemauerter Grill. Wenig deutet auf das Drama hin, dass sich hier in der Nacht zum Freitag ereignet hat: Ein 36-Jähriger soll seine Tochter und drei Söhne getötet haben. Anschließend wollte er sich den Ermittlern zufolge selbst umbringen, nun liegt der Mann im künstlichen Koma.
Die Nachbarn in der ruhigen Siedlung am Rande von Groß Ilsede bei Peine sind bestürzt. „Er hat mit seinen Kindern oft auf der Straße gespielt“, sagt Reinhard Waldhauer in die Kameras. „Ich habe die Kinder jeden Tag von der Schule kommen sehen, ich bin total geschockt“, erzählt eine Nachbarin. Mit der Mutter des zwölfjährigen Mädchens und der fünf, sieben und neun Jahre alten Jungen habe sie gelegentlich ein paar Worte gewechselt.
Die Mutter war im Urlaub im Ausland, wie die Staatsanwaltschaft Hildesheim mitteilte. Per SMS habe der Vater ihr die Tat mitgeteilt. Sie habe dann Verwandte benachrichtigt, die wiederum die Polizei alarmierten. Für die Behörden sei die Familie bislang vollkommen unauffällig gewesen.
Ehemalige Nachbarn behaupten, dass der Mann schon lange depressiv und herzkrank sei. Noch sei das Paar zwar verheiratet, die Frau sei aber ausgezogen. Die heutigen Nachbarn der Familie lassen sich nicht auf der Straße sehen. Eine Polizistin achtet darauf, dass niemand an die Häuserreihe kommt.
Eine ältere Frau von der anderen Straßenseite hatte morgens Polizeiautos und einen Leichenwagen gesehen: „Da habe ich gedacht, da muss was passiert sein, aber an so etwas habe ich nicht gedacht“, sagt sie. Näher gekannt habe sie die Familie nicht.
„Die meisten, die hier leben, sind älter“, sagt Eckhard Brichta. Viele Nachbarn seien wie er vor etwa 30 Jahren in die damals neuen Reihenhäuser gezogen, sagt der 64-Jährige, der gegenüber lebt. Zu den wenigen jungen Familien, die später dazugezogen seien, habe man kaum Kontakt. Früher gab es in Ilsede ein Hüttenwerk, doch das ist lange her. Heute leben in dem 7000-Seelen-Ort viele Menschen, die im nahen Peine im Stahlwerk oder in Braunschweig und Hannover arbeiten.
Im Haus der Familie ist bis zum frühen Nachmittag noch die Spurensicherung beschäftigt, gelegentlich kommt ein Beamter im weißen Schutzanzug heraus und holt etwas aus einem Kombi.
Der 36-Jährige stehe unter dringendem Verdacht, das zwölfjährige Mädchen und die Jungen im Alter von fünf, sieben und neun Jahren in der Nacht zum Freitag ermordet zu haben, teilte Staatsanwalt Bernd Seemann in Hildesheim mit. Die Kinder hatten Schnittverletzungen, ebenso wie ihr Vater, der sich das Leben zu nehmen versuchte. Der Mann kam mit schwersten Verletzungen in eine Klinik und wurde in ein künstliches Koma versetzt. Er hinterließ einen Abschiedsbrief. Die Ermittler sehen die Trennungsprobleme als Motiv der Familientragödie.
Die toten Kinder sollten obduziert werden. „Wir gehen davon aus, dass die Kinder im Schlaf getötet worden sind“, sagte Staatsanwalt Seemann. Es habe wohl keine Schreie gegeben, durch die Nachbarn auf das Geschehen hätten aufmerksam werden können. Die Mutter, die sich nach Angaben von Nachbarn in der Türkei befand, machte sich unterdessen auf den Rückweg.
Gegen den Familienvater sollte nach Auskunft der Staatsanwaltschaft Haftbefehl erlassen werden, wenn er wieder aufwacht und sich äußern kann.