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KIEW: „Die Schöne und das Biest“

KIEW

„Die Schöne und das Biest“

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    In dem mit Härte ausgetragenen Justiz-Thriller um die inhaftierte Exregierungschefin Julia Timoschenko in der Ukraine werden die Gräben zwischen den Gegnern immer tiefer. In Kiew riefen am Montag neun Oppositionsparteien in einem Appell zur Bildung einer „demokratischen Einheitsfront“ gegen Staatschef Viktor Janukowitsch auf. „Wenn wir nicht reagieren, gibt es bald keine Opposition mehr“, warnt der Abgeordnete Sergej Sobolew. Die Justiz weist unterdessen Anträge der Verteidigung auf Freilassung der charismatischen Oppositionsführerin ab.

    Bereits drei Stunden vor Verhandlungsbeginn wird die 50-Jährige in das Gericht gebracht, damit die Eskorte den angedrohten Sitzblockaden der Opposition entgeht. Im Saal kommt es zu einer neuen Runde der Privatfehde zwischen der streitbaren Exregierungschefin und Richter Rodion Kirejew, den sie als „Dorftrottel“ und „Marionette“ beschimpft. Medien in der früheren Sowjetrepublik sprechen bereits von einem „Duell“ unter dem Motto „Die Schöne und das Biest“: Timoschenko zeigt sich vor Gericht oft makellos und in weißer Kleidung, während der 31-jährige Kirejew völlig überfordert wirkt.

    Schrille Töne im Prozess

    Kein Tag vergeht in dem Prozess um angeblichen Amtsmissbrauch ohne schrille Töne. Aber auf die dringendste Frage erhalten die rund 46 Millionen Ukrainer keine Antwort: Wohin steuert Europas zweitgrößter Flächenstaat? Nach Jahren der politischen und wirtschaftlichen Stagnation benötigt das Land einen Neubeginn. Viele hätten mit Janukowitschs Wahlsieg Anfang 2010 die Hoffnung auf eine Wende verbunden, meint der Politologe Andrej Jermolajew. Nun wirke es so, als ob sich der Staatschef mehr auf die Ausschaltung seiner Gegner konzentriere als auf die Entwicklung des Landes.

    In einer offiziell als „Kampf gegen Korruption“ geführten Kampagne leitet die von Janukowitsch-Funktionären geprägte Staatsanwaltschaft seit Juni 2010 rund 20 Verfahren gegen Exminister und Beamte ein. Die Beschuldigten, darunter Timoschenko und der frühere Innenminister Juri Luzenko, haben eins gemeinsam: Sie engagierten sich während der prowestlichen Revolution von 2004, als Janukowitsch als Wahlfälscher entlarvt wurde. Gegner des Präsidenten kritisieren, er übe mit Hilfe „selektiver Justiz“ Rache für seine damalige Schmach.

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