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FRANKEN: Diese Vögel kündigen den Frühling an

FRANKEN

Diese Vögel kündigen den Frühling an

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    Das Rotkehlchen
    Das Rotkehlchen Foto: Foto: Wittig

    Was ist dieser Kleine laut! Wiegt kaum zehn Gramm, gerade mal so viel wie eine Postkarte, ohne Briefmarke. Ist ziemlich unauffällig mit seinem rostbraun gebänderten Gefieder, fürs dichte Unterholz gut getarnt. Ein schlechter Flieger ist er mit seinen kurzen Flügeln auch, er hüpft mehr herum. Aber wie kann er singen! Schmetternd. Durchdringend. Bis zu 90 Dezibel laut und noch in einem halben Kilometer Entfernung zu hören. Was dem Zaunkönig an äußerer Pracht fehlen mag, macht er wett mit seinem unverwechselbaren Geträller. Einleitung, Schmettertour, Zwischentöne, Schmettertour, Zwischentöne, Roller. Vier bis fünf Sekunden dauert so eine vollständige Zaunkönig-Strophe. Wenn die Brutzeit nun bald beginnt, starten die Männchen schon kurz nach vier in der Früh mit ihrem königlichen Gesang – und dann geht's unermüdlich bis weit in den Abend. Einleitung, Schmettertour, Zwischentöne, Schmettertour, Zwischentöne, Roller.

    „Der Zaunkönig ist eindeutig der Lauteste, der legt los wie ein MP-3-Player“, sagt Thomas Staab vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) in Bayern. Staab leitet die Bezirksgeschäftsstelle Unterfranken in Kleinostheim – und wie weit der Frühling ins Land gezogen ist, hört er am Singen, Musizier'n, Pfeifen, Zwitschern, Tirilier'n! Amsel, Drossel, Fink und Star? „Die Mönchsgrasmücke ist schon da“, sagt der Ornithologe vom Untermain. Die erste hat er – melodisch flötend – am vergangenen Sonntag in Hausen im Landkreis Miltenberg gehört. Der erste Zilpzalp war ein paar Tage vorher bereits im Lande. Jener kleine Kerl im unscheinbaren, olivfarbenen Gefieder, der eben laut ein markantes „Zilp-Zalp“ singt. „Zilp-zalp-zelp-zilp-zalp“ – und manchmal wird ein hartes „trrt“ eingebaut. „Die Nachtigall müsste auch schon auf dem Weg sein“, sagt Thomas Staab. „Das spricht sich in Ornithologenkreisen schnell herum.“

    „Zilp-zalp-zelp-zilp-zalp“

    Die ersten Afrika-Heimkehrer, die Kraniche, zogen Ende Februar die Flusstäler entlang durch die Region. Gerade machen die Fischadler, auf dem Weg zur Mecklenburger Seenplatte, für ein paar Tage Rast am Untermain. Ausruhen, Kraft schöpfen, fressen – dann geht's gen Norden weiter. Und noch einer, der im Warmen überwintert, ist wieder da: der Weißstorch-Mann! Am Abend des 7. März landete der Storch auf dem Mönchsturm in Hammelburg. Eben jenes Männchen – Vogelbeobachter Christian Fenn konnte es anhand des Rings festmachen – das schon voriges Jahr mit seinem Weibchen zwei Jungen großgezogen hatte. Sehr zur Freude der Ornithologen. Denn: „Seit 2002 konnten keine brütenden Weißstörche mehr in Unterfranken beobachtet werden“, berichtet Thomas Staab. Nach drei Wochen allein auf dem Mönchsturm hat der Storch seit diesem Dienstag wieder weibliche Gesellschaft. Was sich im Nest tut, zeigt die Webkamera: www.unser-hammelburg.de/storchennest.

    „Am Vogelgesang sieht man schön, wie sich der Frühling nach Norden ausbreitet“, sagt der Mitarbeiter vom Landesbund für Vogelschutz. Die ersten Rauchschwalben drehen in Unterfranken jetzt ihre Pirouetten und Schleifen in der Luft. Den Vogel des Jahres erwarten die Ornithologen für Mitte April zurück aus der afrikanischen Savanne: Den Gartenrotschwanz haben LBV und Naturschutzbund Deutschland (NABU) zum Jahresvogel gewählt. Weil der früher weit verbreitete Singvogel mit dem ziegelroten Schwanz selten geworden ist in vielen Regionen. Und weil der Name täuscht: „Der Gartenrotschwanz ist heute kein typischer Gartenvogel mehr“, sagen die Naturschützer. Der schlanke Singvogel braucht Nisthöhlen, wie sie in alten Obstbäumen zu finden sind. Doch in dem Maße, wie Streuobstwiesen um die Dörfer herum den Neubaugebieten, Gewerbeparks und Obstplantagen weichen mussten, sind auch die Bestände des Gartenrotschwanzes zurückgegangen – in Bayern seit 1975 um die Hälfte.

    In Kleingartenanlagen mit alten Bäumen findet der schöne Geselle mit dem unverwechselbaren, etwas schwermütigen Reviergesang letzte Rückzugsräume. Seine Lieder leitet der Gartenrotschwanz gerne mit einem gezogenen „hüit“ ein, dann folgt eine zwei bis drei Sekunden dauernde Strophe mit verschiedenen, erst tieferen Tönen. Beim Singen haben die Gartenrotschwänze übrigens gerne freie Sicht. Sie setzten sich auf Baumspitzen, Hausdächer oder Leitungsdrähte – und legen oft schon zwei Stunden vor Sonnenaufgang los.

    Frühling will nun einmarschier'n, kommt mit Sang und Schalle? Die Kohlmeisen sind mit die ersten Sänger, die man hören kann, wenn in der Natur das Leben und in der Vogelwelt die Balz beginnt. Auch Eulen sind schon sehr früh im Jahr unterwegs, sagt Thomas Staab. Einige Uhu-Weibchen beginnen bereits Ende Februar zu brüten. Der „Star“ unter den Sängern, der Pirol, wird Anfang Mai wieder zu hören sein. Nachts, wenn alles still ist, wirbt – seinem Namen Ehre machend – der Nachtigall-Mann. Während in anderen Regionen Bayerns der Vogel mit der gewaltigen Stimme schon gar nicht mehr vorkommt, sagt Dr. Andreas Lindeiner vom LBV-Landesverband in Hilpoltstein, ist er längs des Mains noch gut zu hören. Bis zu 260 unterschiedliche Strophentypen beherrscht die Nachtigall, sie pfeift, klagt, schluchzt, steigert Lautstärke und Tempo und knarrt auch manchmal nur.

    Auch das Rotkehlchen ist schon mal nachts um drei – leicht melancholisch, etwas schüchtern – zu hören. Unglaublich laut und melodiös trumpft derzeit im Städtischen die Singdrossel auf. Weit weniger musikalisch mit kurzem, knirschenden Gesang meldet sich der Hausrotschwanz. Der Dompfaff mit seiner roten Brust und der schwarzen Kappe plaudert leise, mit locker gereihten Pfeiftönen und Trillern. Laute Strophen mit einem „zi zi zi zizizizi würzgebier“ als Schlussschnörkel? Da zwitschert der Buchfink. Bei Regen oder trübem Wetter singt die Amsel gerne auf. Einst ein scheuer Waldvogel und inzwischen der häufigste Gartengast, flötet die Schwarzgefiederte mit großer individueller Variationsbreite im Gesang. So ahmt der anpassungsfähige Vogel auch mal Pfiffe oder Handyklingeln nach.

    Weniger gut als der Amsel geht es dem tschilpenden Spatz: „Bei Haussperling und Feldsperling gehen die Bestände rapide zurück“, sagt Thomas Staab. Große Sorgen macht den Ornithologen zudem der Ortolan. Wer Ende April, Anfang Mai im Landkreis Kitzingen spazieren geht, kann den besonderen Ammerngesang des kleinen noch hören. Eine klare, weit tragende Melodie, die an den Auftakt von Beethovens fünfter Symphonie erinnert. Zwischen Main und Steigerwald findet der kleine Singvogel von der Roten Liste noch letzte Refugien. Ein Artenhilfsprogramm soll dem Bodenbrüter rund um Kitzingen jetzt helfen.

    „Zi zi zi rideriderit“

    Rund 170 Brutvogelarten gibt es in Unterfranken, sagt Andreas von Lindeiner. Besondere Bedeutung hat die Region für den Steinkauz, den es außer am Untermain nirgendwo sonst mehr in Bayern gibt. Und der Raubwürger hat in der Rhön letzte Zufluchtsstätten. Im Großraum Schweinfurt sind wenige Paare der großen Rohrdommel zu Hause, das Blaukehlchen taucht bei Haßfurt und Eltmann noch auf. Die Wiesenweihe im Ochsenfurter Raum nicht zu vergessen, die jetzt ihr nasales „kjäh-kjäh-kjäh“ balzt. Und rund um Würzburg ist die Grauammer zu Hause: Singt sie, erklingt ein metallisch-monotones „zi zi zi rideriderit“ – „wie wenn jemand einen Schlüsselbund schütteln würde“.

    Stimmen und Steckbriefe zu den Gartenvögeln: www.lbv.de/service/vogelstimmen

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