Rechtsterroristen bringen in deutschen Großstädten neun ausländische Kleinunternehmer um. Der dafür verwendete Begriff „Döner-Morde“ wird als verharmlosend, diskriminierend und irreführend abgestraft und zum „Unwort des Jahres 2011“ gewählt. Mit harscher Kritik an Polizei und Medien. „Der Ausdruck steht prototypisch dafür, dass die politische Dimension der Mordserie jahrelang verkannt oder willentlich ignoriert wurde“, sagte die Sprecherin der unabhängigen „Unwort“-Jury, Nina Janich, zur Begründung in Darmstadt. Die Opfer würden „in höchstem Maße diskriminiert, indem sie aufgrund ihrer Herkunft auf ein Imbissgericht reduziert werden“, heißt es in der Begründung. Als „Döner-Morde“ wurden die Morde an acht türkischstämmigen und einem griechischen Unternehmer bezeichnet. Für Janich zählt auch der Mord an einer Polizistin dazu.
Lob für die Jury
Dass der Begriff „Döner-Morde“ zum „Unwort“ wurde, brachte der Jury Lob ein. „Denn nicht Döner, sondern Menschen sind getötet worden“, meinte der wissenschaftliche Direktor der Stiftung Zentrum für Türkeistudien in Essen, Haci-Halil Uslucan. Ein Begriff „mit geringschätzigem Unterton“, wie der Direktor des Instituts für Deutsche Sprache in Mannheim, Ludwig M. Eichinger, sagte. Der Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt, Heinrich Detering: In „Döner-Morde“ stecke auch etwas Rassistisches.
Die Jury kritisierte auch die Bezeichnungen „Gutmensch“ und „marktkonforme Demokratie“. Im ersten Fall spiele Häme eine Rolle, Andersdenkende würden pauschal abqualifiziert. Die Wortverbindung „marktkonforme Demokratie“ stehe für eine unzulässige Relativierung.
Die Wahl des Unwortes 2011 rief so viel Interesse hervor wie noch nie seit Gründung 1991. Es gab 2420 Einsendungen, 923 verschiedene Vorschläge wurden eingeschickt. „Döner-Morde“ schlugen auch Bundestagsabgeordnete vor, wie Janich erzählte. Die sechsköpfige Jury habe trotzdem sehr lange nachgedacht. Janich machte deutlich, dass der Favorit unter den Einsendungen nicht automatisch auch Unwort werden muss. „Gutmensch“ hat ihrer Meinung nach immer noch Chancen, später doch noch zum „Unwort des Jahres“ zu werden.
Die 43 Jahre alte Professorin Janich stellte die Wahl der Jury zum ersten Mal vor. 2010 war der heute 74 Jahre alte emeritierte Professor Horst Dieter Schlosser aus der Jury ausgeschieden. Die Börse Düsseldorf spießt in Anlehnung an das „Unwort des Jahres“ ein „Börsen-Unwort“ auf: „Euro-Gipfel“ war es 2011. Die Begründung: Diese Treffen sollten Gipfel „mit Maximum-Ergebnissen“ werden.