Den Samstag haben wir ohne großen Aufwand, aber mit beträchtlichem Risiko überlebt. Die Brände sind sehr nahe, es herrscht eine unheimliche Stimmung, so stelle ich mir den Weltuntergang vor. Rauch liegt in der Luft, die ganze Landschaft erscheint in einem eigenartigen Orange-Braun-Ton. Wir vermissen eine fünfköpfige, befreundete Familie oben aus Marysville. Die Hoffnung ist nicht sehr groß, den Ort gibt es nicht mehr. Das Feuer hat ihn dem Erdboden gleichgemacht. Wir haben die Freunde seit Samstag nicht mehr erreicht. Diese Ungewissheit, gepaart mit der bösen Ahnung, dass sie nicht mehr am Leben sind, das tritt dich in die Därme. Kann man sich vorstellen, dass die Ziegelsteine der Häuser unter der Hitze explodieren? Dagegen verbleicht die Verblüffung darüber, dass die Kartoffelernte in der Erde gebacken wurde. Der heiße Nordwind brachte uns verbrannte Blätter und verkohlte Rindenstücke, Gott sei Dank ohne Funken. Aber das Haus einer Studienkollegin, die zehn Minuten von mir entfernt wohnt, wurde ausgeräuchert. Im Januar hatten wir Temperaturen von bis zu 50 Grad im Schatten, aber letztlich haben wir hier schon seit zehn Jahren eine Dürrephase mit extrem geringen Niederschlägen.
Zur Person
Christine Grüttke Die 51-Jährige ist 1980 von Würzburg nach Australien ausgewandert und lebt am nordöstlichen Stadtrand von Melbourne als Übersetzerin und Physiotherapeutin. Das Katastrophengebiet mit den verheerenden Bränden liegt rund 40 Kilometer entfernt.