Beeinflusst durch die Berichterstattung über den ausgabefreudigen Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst legen immer mehr deutsche Diözesen ihre Finanzen offen. Nachdem rund zehn Erzbistümer und Bistümer von Hamburg bis München-Freising in den letzten Tagen ihre Vermögenswerte angegeben haben, hat am Freitag auch das Bistum Würzburg freiwillig Einblick in seine Vermögenswerte gewährt. „Glaubwürdigkeit können Sie mit Fug und Recht von uns erwarten“, sagte Würzburgs Bischof Friedhelm Hofmann am Freitagabend vor dem Diözesanrat. Ihm präsentierte er ein Papier, in dem ausführlich auf den ohnehin öffentlich einsehbaren Haushalt der Diözese mit einem Volumen von 166 Millionen Euro eingegangen wird.
Dem Papier, das dieser Zeitung vorliegt, sind aber auch – und das ist neu – erstmals einige Zahlen zum Vermögen des Bischöflichen Stuhls zu entnehmen. Sein Vermögen, eine Art Sonderkasse, die ans Bischofsamt gekoppelt ist, hat die Diözese bisher unter Verschluss gehalten – mit Verweis auf das 1919 in der Weimarer Verfassung festgelegte Selbstbestimmungsrecht der Kirchen.
Wer sein Vermögen offenlegt, benennt üblicherweise den Wert seiner Grundstücke und Gebäude, sein Bankguthaben, seinen Kassenbestand, sein Umlaufvermögen und sein Finanzanlagevermögen. Das tut das Bistum Würzburg nicht. Es beschränkt sich auf die Offenlegung des Finanzanlagevermögens des Bischöflichen Stuhls. Darunter versteht man Beteiligungen an Unternehmen. Das Finanzanlagevermögen des Bischöflichen Stuhls Würzburg beträgt 271 Millionen Euro: Rund 260 Millionen davon stecken laut dem Bischöflichen Finanzdirektor Albrecht Siedler in festverzinslichen Wertpapieren. Etwas über zehn Millionen stecken in Beteiligungen am Würzburger SBW-Bauträger GmbH, dem Würzburger Echter Verlag, außerdem in geringfügigem Maß in der Ligabank, der Katholischen Nachrichtenagentur und der Vinzenz Druckerei Würzburg.
Wie viel Grundbesitz der Bischöfliche Stuhl sein Eigen nennt, ist nicht im Papier aufgeführt. Genannt wird der Bischöfliche Stuhl zwar als Vermögensträger zahlreicher Bildungshäuser, Verwaltungsgebäude und Seniorenheime. „Hinzu kommen Immobilien“, heißt es im Papier lapidar. Deren Marktwert wird aber nicht kommuniziert.
Makler aus Würzburg schätzen allerdings, dass das Bistum Würzburg allein über die Aachener Grund, eine Kapitalanlagengesellschaft mit Sitz in Köln, Anteile an Grundstücken in 1a-Einzelhandelslage in der Würzburger Innenstadt im Wert von 40 bis 50 Millionen Euro hält. Zu diesen Grundstücken zählen laut Maklerangaben zwei große Modehäuser in der Schönbornstraße, drei Gebäude am Kürschnerhof, die derzeit an Damenboutiquen und einen Telefonladen vermietet sind, ein Objekt in der Kaiserstraße und Gebäude am Inneren Graben und in der Blasiusgasse. Auf Nachfrage dieser Zeitung, ob der von Maklern geschätzte Wert von 40 bis 50 Millionen zutreffe, ließ Finanzdirektor Siedler ausrichten: „Er liegt darunter.“
Dass Vermögensoffenlegung auch knapper über die Bühne gehen kann, hat das Erzbistum Bamberg gezeigt. In einer am Mittwoch veröffentlichten Mitteilung wird das Vermögen der Erzdiözese mit 370 Millionen (davon 230 Millionen zweckgebundene Rücklagen) angegeben und das Vermögen des Erzbischöflichen Stuhls mit 1,5 Millionen. In der Mitteilung wird der Grundbesitz nicht angegeben; auf Nachfrage teilte der Sprecher des Bistums Bamberg, Harry Luck, aber mit, dass der erzbischöfliche Vermögenshaushalt Grundstücke und Gebäude im Wert von 120 Millionen Euro ausweise.
Der Berliner Politologe Carsten Frerk, der das „Violettbuch Kirchenfinanzen“ geschrieben und sich intensiv mit dem Vermögen der katholischen Kirche auseinandergesetzt hat, erinnert daran, dass die Kirche nie Vermögenssteuer gezahlt hat und ihr Vermögen deshalb auch nicht bewerten lassen musste. Frerk sagt, Kirchen wüssten sehr genau, wie viel Geld sie hätten. „Aber nach außen hin können sie so tun, als wüssten sie es nicht.“
Die derzeitigen Vermögensoffenlegungen deutscher Bistümer betrachtet der Politologe skeptisch. „Die Zahlen sind unglaubwürdig, weil sie nicht nachvollziehbar sind.“ Frerk wirft allgemein den Kirchen Verschleierungstaktiken vor. „Oft wird bei Vermögensaufrechnungen, zum Beispiel bei Immobilien, nicht der aktuelle Marktwert, sondern der lang zurückliegende Kaufpreis angegeben.“ Außerdem würden Bistümer Haushaltsgelder häufig in Nebenhaushalten wie Priesterseminaren oder Schulstiftungen anlegen, zu deren Veröffentlichung sie nicht verpflichtet seien.