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KIEW/MOSKAU/BERLIN: Eisige Temperaturen lassen Europa erzittern

KIEW/MOSKAU/BERLIN

Eisige Temperaturen lassen Europa erzittern

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    Arktische Kälte: Dicht gedrängt stehen diese Passagiere in einem Bus in der rumänischen Hauptstadt Bukarest und blicken durch die vereisten Scheiben nach draußen.
    Arktische Kälte: Dicht gedrängt stehen diese Passagiere in einem Bus in der rumänischen Hauptstadt Bukarest und blicken durch die vereisten Scheiben nach draußen. Foto: Foto: dpa

    Die Extremkälte in Europa bringt jeden Tag mehr Menschen den Tod: Inzwischen sind auf dem Kontinent mehr als 220 Menschen erfroren, vor allem in Osteuropa. Seit dem Wochenende sind allein in der Ukraine mehr als 100 Menschen gestorben, viele von ihnen auf der Straße. In Rumänien tötete die Kälte 24 Menschen, in Polen 17, in Tschechien elf, in der Slowakei mindestens zwei Menschen, in Frankreich einen.

    Auch in Deutschland erfroren in den vergangenen Tagen mehrere Menschen. In der Nacht zum Freitag wurden erneut arktische Temperaturen gemessen – im sächsischen Deutschneudorf zum Beispiel minus 26,4 Grad. Auf einigen Flüssen wurde der Schiffsverkehr gestoppt, zum Beispiel auf der Elbe zwischen Dömitz und Geesthacht. Für den ADAC gab es den einsatzstärksten Tag der Pannenhilfe in diesem Winter. Die ADAC-Helfer rückten am Donnerstag zu 27 512 Pannen aus.

    In der Ukraine waren bis Freitagmorgen mindestens 38 weitere Menschen bei bis zu minus 32 Grad erfroren. Mehr als 1200 Menschen werden wegen Erfrierungen in Krankenhäusern behandelt. Die ukrainische Regierung erhöhte die Zahl der Wärmestuben, in denen Frierende heiße Getränke und Essen bekommen, deutlich auf fast 3000. Landesweit sind knapp 90 Prozent der Schulen geschlossen, Hunderttausende Schüler haben „kältefrei“.

    Russlands Regierung nannte erstmals offizielle Zahlen zu den Kälteopfern im größten Land der Erde: Demnach erfroren im Januar insgesamt 64 Menschen. In der Hauptstadt Moskau kamen in der Nacht zum Freitag erneut etwa 20 Menschen mit Erfrierungen ins Krankenhaus. Die Fährverbindung zur Insel Putjatina unweit der Großstadt Wladiwostok am Pazifik war erstmals seit Jahren wegen dicker Eismassen unterbrochen. In Weißrussland blieben rund 900 Schulen wegen der Kälte geschlossen.

    In Tschechien hielt am Freitag die Böhmerwald-Gemeinde Kvilda den Kälterekord. Dort sank das Quecksilber in der Messsäule auf minus 38,1 Grad. Eingefrorene Weichen oder gebrochene Schienen behinderten noch immer den Bahnverkehr.

    Im Nordosten Frankreichs starb am Freitag ein 82-Jähriger in einem Wald nahe der Grenze zu Rheinland-Pfalz an Unterkühlung. Nach Angaben der Rettungskräfte litt er an Alzheimer und war im Pyjama zu einem Spaziergang aufgebrochen. Für Obdachlose wurden in allen Landesteilen Notunterkünfte eingerichtet. Angesichts der Kälte erwarteten die Energieversorger neue Rekorde beim Gas- und Stromverbrauch.

    In Norditalien mussten Tausende Menschen in ihren Häusern ohne Strom auskommen, Züge blieben im Schnee stecken. In Spanien stiegen die Temperaturen im ganzen Land nur auf höchstens fünf Grad. Für Freitag bis Sonntag wurde ein Temperatursturz bis auf minus zehn Grad vorhergesagt, in den Bergen sogar bis minus 13 Grad. Von einem Rekord ist Spanien allerdings noch weit entfernt. Die bisher niedrigste Temperatur wurde 1956 mit minus 32 Grad in der katalanischen Provinz Lleida gemessen. Bisher hatte sich der Winter in Spanien kaum blicken lassen. Noch vor ein paar Tagen herrschten fast überall etwa 15 Grad. Nur in Katalonien, auf Mallorca und im Norden hatte es etwas geschneit.

    Wie Kälte zum Tod führt

    Eisige Temperaturen können für Menschen lebensgefährlich werden, weil der Körper nach und nach auskühlt und wichtige innere Organe versagen. Bei weniger als 20 Grad Celsius Körpertemperatur gilt die tödliche Schwelle als überschritten. In der Regel kommt es zu Herzversagen. Doch bereits bei weniger als 26 Grad Körpertemperatur ist ein Mensch oft nicht mehr ansprechbar. Normal sind um die 37 Grad. Wie viel Kälte ein einzelner Mensch aushält, hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab. Dabei spielen nicht nur Temperatur, Wind, Feuchtigkeit und Kleidung eine Rolle, sondern auch Körperbau und Muskelarbeit. So können Erfrierungen bereits bei Temperaturen an der Frostgrenze entstehen, wenn sich ein überanstrengter Körper in nasser Kleidung bei windigem Wetter nicht bewegt. Normalerweise reagiert der Körper auf Unterkühlung zunächst mit Zittern, danach mit Muskelsteife und Müdigkeit. Er konzentriert seine Energie auf wichtige innere Organe. Zur Lebenserhaltung nimmt der Körper in Kauf, dass Nase, Ohren, Finger oder Zehen blau werden und Erfrierungen davontragen. Bei anhaltender Kälte sinken Blutdruck und Körpertemperatur weiter ab. Text: dpa

    ONLINE-TIPP

    Viele Tipps gegen die Kälte – und lokale Wettervorhersage für Mainfranken: www.mainpost.de/zeitgeschehen

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