Die Absetzung des ägyptischen Islamisten Mohammed Mursi durch das Militär alarmiert auch den türkischen Premier Tayyip Recep Erdogan. Droht ihm ein ähnliches Schicksal? Keine ganz abwegige Frage vor dem Hintergrund der massiven Anti-Regierungs-Proteste, die in den vergangenen Wochen die Türkei überrollten. Tahrir, Taksim: Die Bilder ähneln sich. Umso mehr beeilt sich Erdogan nun, die Armee an die Kandare zu nehmen.
Der Putsch in Ägypten war für Erdogan immerhin Anlass, seinen Urlaub in Urla an der türkischen Ägäisküste zu unterbrechen und zu einer Krisensitzung nach Istanbul zu fliegen. Was die Herren erörterten, ist geheim. Aber neben den regional- und geopolitischen Auswirkungen des Staatsstreichs in Ägypten dürften sich die Teilnehmer des Treffens zumindest im Hinterkopf die Frage gestellt haben: Könnte auch in der Türkei die Armee eingreifen, um die islamisch-konservative Regierung Erdogan aus dem Amt zu hebeln?
Immerhin haben die türkischen Militärs seit 1960 bereits viermal demokratisch gewählte Regierungen entmachtet. Zuletzt drängten sie 1997 den islamistischen Ministerpräsidenten Necmettin Erbakan aus dem Amt, Erdogans politischen Mentor.
Jetzt will Erdogan mit einer Änderung des Militärgesetzes verhindern, dass ihm so etwas widerfährt. Seit dem ersten Wahlsieg seiner islamisch-konservativen Gerechtigkeits- und Entwicklungspartei (AKP) hat Erdogan die Macht der Militärs immer weiter beschnitten.
Er berief sich dabei auch auf die Reform-Forderungen der Europäischen Union, die den dominierenden Einfluss der Armee immer wieder kritisierte.