Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

ATHEN: Erdogan-Visite: Harmonie und Misstöne

ATHEN

Erdogan-Visite: Harmonie und Misstöne

    • |
    • |
    Mit von der Partie: Emine Erdogan (links), Frau des türkischen Ministerpräsidenten, und Anta Papandreou, Frau des griechischen Regierungschefs.
    Mit von der Partie: Emine Erdogan (links), Frau des türkischen Ministerpräsidenten, und Anta Papandreou, Frau des griechischen Regierungschefs. Foto: Foto: dpa

    Die türkischen Journalisten wissen es seit langem, jetzt haben es auch die griechischen erfahren: Der türkische Premier Tayyip Erdogan ist kein Diplomat. Bei unbequemen Fragen fährt er schnell aus der Haut. Vor seiner Rückreise nach Ankara traf sich Erdogan am Samstag mit Chefredakteuren griechischer Zeitungen.

    Als Giorgos Charvalias, Chef der Zeitung „Ethnos“, wissen wollte, warum türkische Kampfjets immer wieder im Tiefflug über griechische Ägäisinseln donnern, wurde der Premier ungehalten: „Sie sollten positiv über die griechisch-türkischen Beziehungen schreiben“, forderte er. Die griechischen Medien ließen sich als Sprachrohr des Verteidigungsministeriums missbrauchen, übten sich in „Kriegsberichterstattung“ und schürten damit den Ägäiskonflikt, rügte der Premier in barschem Ton.

    Der Wortwechsel holte die Teilnehmer des Treffens auf den Boden der Tatsachen zurück. Händeschütteln, Lächeln, Umarmungen: Es waren Bilder der Harmonie, die Erdogan und sein griechischer Gastgeber Giorgos Papandreou anlässlich dieses Besuchs zu produzieren versuchten.

    „Historischer Besuch“

    Erdogan war noch gar nicht in Athen gelandet, da sprachen griechische Diplomaten schon von einem „historischen Besuch“. 21 Abkommen über bilaterale Zusammenarbeit unterzeichneten die Regierungschefs, vom Tourismus über Forschung, Bildung und Kultur bis zum Umweltschutz. Aber nachdem Erdogan wieder abgereist war, zeigte sich: In keiner der bilateralen Streitfragen gibt es eine wirkliche Annäherung.

    Immerhin könnten die anlässlich des Erdogan-Besuchs vereinbarten intensiveren politischen Kontakte helfen, dass solche Zwischenfälle nicht zu einer Krise eskalieren, wie sie beide Länder 1996 wegen des Konflikts um zwei unbewohnte Ägäisinseln an den Rand eines Krieges brachte: Die Regierungschefs beider Länder sollen sich künftig einmal im Jahr, die Außenminister sogar alle sechs Monate treffen. Auch der neu geschaffene „Höchste Kooperationsrat“, der mit 17 Fachministern aus beiden Ländern eine Art gemischtes Kabinett darstellt, soll regelmäßig zusammentreten.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden