Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

STUTTGART: Familienkarte mit Vorbildcharakter

STUTTGART

Familienkarte mit Vorbildcharakter

    • |
    • |
    Das ist sie: Die Stuttgarter Familiencard könnte Vorbild für eine bundesweite Besserstellung von Kindern aus Hartz-IV-Familien werden.
    Das ist sie: Die Stuttgarter Familiencard könnte Vorbild für eine bundesweite Besserstellung von Kindern aus Hartz-IV-Familien werden. Foto: Foto: dpa

    (dpa) Stuttgarts Familiencard könnte bundesweit Karriere machen: Die Chipkarte wird als Vorbild für ein bargeldloses System gehandelt, mit dem die bundesweit 1,7 Millionen Kinder in Hartz-IV-Familien bessergestellt werden könnten. Die 2001 in Baden-Württembergs Landeshauptstadt eingeführte Familiencard soll Kindern ermöglichen, mehr Kultur-, Bildungs- und Sportangebote zu nutzen. Sie wird derzeit von der Stadt mit 60 Euro im Jahr aufgeladen.

    Was können die Familien sich damit leisten?

    Sie können aus einer Vielfalt von Angeboten auswählen: etwa Besuche in Museen, Schwimmbädern und Theatern. Die Eltern können ihren Eintritt ebenfalls über die Karte abbuchen lassen. Auch Klassenfahrten, Aufenthalte im Schullandheim und die Gebühren in Sportvereinen können damit bezahlt werden. Die Karte ermäßigt außerdem die Gebühren für die Musikschule oder die Ferien im Waldheim um 20 Prozent. Die Familiencard ist von diesem September an mit einer Ermäßigung der Kita-Gebühren gekoppelt. Insgesamt sind Abbuchungen an 240 Terminals im Stadtgebiet möglich.

    Wer erhält die Familiencard?

    Nicht nur arme Familien, sondern auch Mittelstandsfamilien: Die Grenze für die Haushaltseinkünfte liegt seit diesem Jahr bei 60 000 Euro brutto im Jahr; zuvor lag sie sogar bei 70 000 Euro, 90 Euro waren auf der elektronischen Geldbörse geladen. Die Karte kann beim Bezirksrathaus unter Vorlage eines Einkommensnachweises beantragt oder aufgeladen werden. Familien mit mehr als drei Kindern erhalten die Leistungen unabhängig von ihren Einkünften.

    Wie viele Karten gibt es in Stuttgart?

    Derzeit sind in der baden-württembergischen Landeshauptstadt rund 46 200 Karten im Umlauf – fast zwei Drittel aller Kinder und Jugendlichen unter 16 Jahren in Stuttgart kommen in ihren Genuss.

    Was lässt sich Stuttgart diese Leistung kosten?

    In diesem Jahr sind es 2,1 Millionen Euro; 2009 gab die Stadt noch 3,7 Millionen Euro für die Vergünstigungen aus. Die Karte, deren Guthaben jeweils nur für das Kalenderjahr gilt, kann je nach Finanzlage der Stadt gehandhabt werden.

    Was verspricht sich die Stadt von diesem Angebot?

    Die Familiencard gehört zum Plan, Deutschlands kinderfreundlichste Großstadt zu werden. Aus Sicht des stellvertretenden Stuttgarter Sozialamtsleiters Stefan Spatz hat die Karte dazu beigetragen, Familien in der Stadt zu halten oder sie anzulocken.

    Die Deutschen und Hartz IV

    Die Idee von Bildungsgutscheinen für arme Kinder findet bei der Mehrheit der Deutschen Zustimmung. In einer repräsentativen Forsa-Umfrage für das Magazin „Stern“ sprachen sich 79 Prozent der Befragten dafür aus, dass Kinder von Langzeitarbeitslosen statt Bargeld verstärkt Gutscheine für Nachhilfe, Musikschule oder den Sportverein bekommen sollten. Der Zuspruch kam vor allem von Unionswählern (86 Prozent), aber auch von 71 Prozent der Linke-Anhänger. Gespalten sind die Bundesbürger in der Frage, ob und in welcher Höhe der Regelsatz für Hartz-IV-Empfänger angehoben werden sollte. Derzeit erhält ein Erwachsener 359 Euro monatlich (zuzüglich Wohnkosten). 52 Prozent der Bürger sprachen sich gegen eine Erhöhung dieses Satzes aus – 44 Prozent von ihnen sagten, er solle unverändert bleiben, acht Prozent meinten, er solle verringert werden. 40 Prozent waren wiederum der Ansicht, dass der Satz heraufgesetzt werden sollte. Das Forsa-Institut befragte 1000 Bundesbürger am 4. und 5. August. TEXT: ddp

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden