Der Virologe Alexander Kekulé von der Universität Halle-Wittenberg sagte am Freitag dem Radiosender NDR info, er gehe davon aus, „dass wir irgendwann im November oder vielleicht noch später in Deutschland im großen Stil impfen werden“. Erst nach einer zweiten Impfung sei der Impfschutz sicher. Ein großer Teil der Menschen habe bis dahin die Infektion mutmaßlich schon hinter sich.
Die von den Bundesländern am Freitag bestellten Impfdosen reichen für etwa 30 Prozent der Bevölkerung. Die Kosten belaufen sich auf rund 700 Millionen Euro, teilte das Thüringer Sozialministerium mit, das zurzeit die Gesundheitsministerkonferenz leitet. Der Impfstoff wird noch entwickelt. Von Herbst an sollen zunächst gefährdete Gruppen wie Asthmatiker, chronisch Kranke und Beschäftigte im Gesundheitswesen geimpft werden.
Mit den steigenden Fallzahlen gewinnen Pandemiepläne für Unternehmen zunehmend an Bedeutung. Für die großen Konzerne könne das globale Arbeiten nun ein Nachteil sein, sagte Peter Höbel, Experte für Krisenmanagement in Frankfurt. „Der Austausch von Erregern ist dort eher wahrscheinlich als bei einem Mittelständler.“ Wie gut die Unternehmen auf eine Pandemie vorbereitet sind, sei – größenunabhängig – von Firma zu Firma sehr unterschiedlich.
Einen ausgefeilten Plan gibt es beim Pharmakonzern GlaxoSmithKline, in dessen sächsischem Serumwerk Dresden der Impfstoff gegen das Virus produziert wird. „Der Pandemie-Plan für alle Standorte ist in Kraft“, sagte GSK-Sprecherin Daria Munsel am Freitag in München. Dazu gehöre, dass alle Mitarbeiter und im Haushalt lebende Angehörige ein Medikament zugeschickt bekämen, das bei ersten Symptomen prophylaktisch eingenommen werden könne.
Beim Hamburger Kosmetikhersteller Beiersdorf AG kümmert sich ein Krisenstab um die Bevorratung von Medikamenten und Schutzkleidung. Im Intranet werden Beschäftigte über Verhaltensempfehlungen informiert. Bei der Deutschen Telekom in Bonn wurden vor den Kantinen Hygieneboxen aufgestellt, an denen sich die Mitarbeiter die Hände desinfizieren können. Mitarbeiter der Landesbank WestLB sollen bei der Begrüßung besser auf den Handschlag verzichten, so die Anweisung.
IT-Mitarbeiter beim Sportartikelhersteller adidas im fränkischen Herzogenaurach werden mit Laptops ausgestattet, um notfalls von zu Hause aus arbeiten zu können. Und die Fluggesellschaft TUIfly berichtete, dass Flugbegleiter inzwischen beim Abräumen der Speisetabletts Handschuhe tragen. Am Flughafen Hannover dürfen Maschinen, in denen ein Passagier mit Schweinegrippe-Verdacht an Bord ist, nur auf weiter entfernten Außenpositionen landen. Ein Sprecher sagte, es habe bisher drei solche Fälle gegeben.
Daten & Fakten
Grippekranke In Deutschland sind über 2800 Fälle Neuer Grippe registriert, Neuerkrankungen bringen vor allem Spanien-Urlaubern mit. In Europa ist Großbritannien das Land mit den meisten Erkrankungen: Mehr als 11 100 sind es bislang. Weltweit haben sich über 132 000 Menschen mit dem H1N1-Virus angesteckt.