Die Warnungen konnten drastischer nicht sein. Bei der Sonderkonferenz der Umweltminister zeichnete ein Klimaforscher in Düsseldorf ein schockierendes Zukunftsbild: globale Temperaturerhöhung mit Dürre in Mitteleuropa, Zehntausende Hitzetote im Sommer, das völlige Abschmelzen der Gletscher, massiver Rückgang des Polareises, das Ende des Eisbären und vieler anderer Arten, Überschwemmungen von Küstenregionen und Inseln. Zum Handeln bleibe nur noch ein relativ kleines Zeitfenster und dafür müssten vor allem die Industrieländer radikal auf die Emissionsbremse treten, stellte der Potsdamer Klimaforscher Professor Stefan Rahmstorf nüchtern fest.
Angesichts dieses Drohszenarios war vielen die „Düsseldorfer Erklärung“, die die Umweltminister von Bund und Ländern bereits verabschiedet hatten, bevor die Experten das Wort ergreifen durften, zu mager. Um 30 Prozent wollen sie den Ausstoß gefährlicher Treibhausgase bis 2020 europaweit mindern. Dieses Ziel hatte sich beim Klimagipfel vor zwei Wochen allerdings auch die Europäische Union schon gesetzt – wenn auch unter dem Vorbehalt, dass andere Weltmächte folgen. Die hinter den Düsseldorfer Kulissen diskutierte Zielmarke von 40 Prozent fand bei den Ministern keine Mehrheit.
„Wir müssen uns Ziele setzen, die erreichbar sind“, wies der Vorsitzende der Umweltkonferenz, Nordrhein-Westfalens Umweltminister Eckhard Uhlenberg (CDU), Kritik von Naturschützern und Grünen zurück. Die Vizevorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion und ehemalige NRW-Umweltministerin Bärbel Höhn bilanzierte dagegen: „Die Düsseldorfer Erklärung ist ein Sammelsurium unverbindlicher frommer Wünsche.“ Durch die Düsseldorfer Erklärung werde nicht ein Gramm CO2 eingespart.
Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) reagierte entnervt auf die Forderung nach ehrgeizigeren Zielen. „Nur in Deutschland gibt es Leute, die die europäischen Ziele als nicht weitreichend genug empfinden. Für den Rest der Welt ist das ein unglaubliches Signal.“
In der „Düsseldorfer Erklärung“ wird eine nationale Energieeffizienz-offensive vereinbart. Dazu werden etwa „Motivationskampagnen zum sparsamen Umgang mit Energie“ und „Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung“ vorgeschlagen. „Keine konkreten Maßnahmen, kein klarer Zeitplan“, so der Umweltexperte der Grünen-Landtagsfraktion, Johannes Remmel – ein „fatales Signal“.