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MÜNCHEN: G8-Schüler besser als Vorgänger?

MÜNCHEN

G8-Schüler besser als Vorgänger?

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    Das achtjährige Turbo-Abitur in Bayern steckt voller Überraschungen: Nach den Worten von Kultusminister Ludwig Spaenle bei einer Ministerbefragung im Landtag in München schneiden die ersten G8-Abiturienten besser ab als ihre G9-Vorgänger.

    So lägen die vorläufigen Durchschnittsnoten laut dem Minister bei 2,2 bis 2,3 und damit um einen Zehntelpunkt besser als im langjährigen Schnitt des neunjährigen Gymnasiums mit 2,4. Die Zahl der Einser-Arbeiten sei sogar um 40 Prozent gestiegen.

    Zwar seien beim ersten G8-Abiturjahrgang doppelt so viele Schüler durchgefallen, nämlich zwei statt ein Prozent, dennoch ist die Zahl der Schüler, die von der fünften Klasse bis zum Abitur durchhalten, gestiegen. Früher schafften, so Spaenle, das nur 60 Prozent, im G8 waren es 72 Prozent. Diese Spreizung der Ergebnisse müsse man untersuchen. Aber das G8 sei eine Erfolgsgeschichte, die die Opposition schlechtreden wolle.

    Der bildungspolitische Sprecher der Grünen, Thomas Gehring, begrüßte die vom Minister auf den letzten Drücker gesenkten Mindestanforderungen zum Abitur (siehe Infokasten) als Eingreifen zum Wohl der Schüler, die als „Versuchskaninchen“ hätten herhalten müssen. Er hält das Vorgehen aber bildungspolitisch für ein „Fiasko“. „Das ist keine Feinsteuerung, wie Sie es formuliert haben. Sie sind grob in die Eisen gestiegen, um eine politische Blamage zu vermeiden.“

    In das gleiche Horn stieß die Aschaffenburger SPD-Landtagsabgeordnete Karin Pranghofer: „Wir freuen uns, wenn mehr junge Leute ihr Abitur gut schaffen, schon wegen der Gleichberechtigung mit anderen Bundesländern. Aber es riecht nach Bilanzfälschung, wenn man nach oben oder unten korrigiert, weil es einem politisch in den Kram passt.“ Da sei wohl jemand nervös geworden. Auch die bildungspolitische Sprecherin der Freien Wähler, Eva Gottstein, sprach von „politisch geschönten Zahlen“.

    Da platzte Spaenle der Kragen. „Es sind nicht die Anforderungen gesenkt worden, sondern die Schule ist besser geworden“, setzte er sich zur Wehr. Auf die Unterstützung der schwarz-gelben Koalition konnte er zählen. Der Miltenberger CSU-Abgeordnete Berthold Rüth dankte Spaenle ausdrücklich für das „Bewältigen der Herkulesaufgabe zweier Abiturjahrgänge“. Und die bildungspolitische Sprecherin der FDP, Renate Will, begrüßte die Angleichung des bayerischen Abiturs an bundesweite Standards.

    Womit sie einen wunden Punkt berührte, den die Lehrer scharf kritisiert hatten: den Wert des Abiturs, das bisher als besonders anspruchsvoll gegolten hatte. Der Vorsitzende des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV), Klaus Wenzel, sagte, er mache sich Sorgen um das einst stolze Gymnasium, weil dessen Qualität „nach unten rattert“. Viele Schüler hätten davon profitiert, dass mündliche und schriftliche Prüfungen vor dem Abitur gleich gewichtet wurden. Das Eingreifen Spaenles zeige nur die Willkürlichkeit von Noten und sei ein Beweis für die „Murkserei im Kultusministerium“.

    Auf die Frage Pranghofers, ob die niedrigen Anforderungen weiter gelten und Verlässlichkeit geschaffen wird, antwortete Spaenle: „Die neuen Regeln werden in die Schulordnung aufgenommen und bestehen weiter.“ Alles Weitere werde sich nach den Überprüfungen des ersten G8-Abiturs ergeben.

    Laut Pranghofer sorgt die Notenkosmetik nun für Probleme bei der Hochbegabtenförderung mit Stipendien. Ihre Forderung nach mehr Plätzen für Einser-Abiturienten wies Spaenle zurück: Man habe die Studienplätze verdoppelt, weil sich ein doppelter Abiturjahrgang bewerbe. Mehr gebe es zunächst nicht, alles andere sei Sache von Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP). „Da müssen sich viele Schüler auf Enttäuschungen und Absagen einstellen“, kritisierte Pranghofer. Mit Material von dpa

    G8-Abitur mit schlechten Noten

    Die G8-Reform in Bayern sah vor, über den bundesweiten Standard und die Anforderungen der Kultusministerkonferenz hinauszugehen: So sollten bayerische Schüler zum Bestehen des Abiturs in den drei Kernfächern Deutsch, Mathe und einer Fremdsprache mindestens zweimal fünf Punkte (ein glatter Vierer) sowie einmal fünf Punkte in einem der zwei weiteren Prüfungspflichtfächer erreichen.

    Eine Befragung an 16 bayerischen Gymnasien während der laufenden Prüfungen hatte ergeben, dass viele Schüler zwar in drei Prüfungsfächern je fünf Punkte erzielten, sich darunter allerdings nur ein Kernfach befand.

    Das Ministerium justierte daraufhin vergangene Woche nach: Jetzt sollten einmal fünf Punkte sowie einmal vier Punkte (schlechter Vierer) in den Kernfächern sowie zweimal fünf Punkte in den beiden weiteren Fächern reichen. Das wird auch in anderen Bundesländern verlangt. Sonst müssen Schüler in mündliche Nachprüfungen. caro/dpa

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