Zu den gebräuchlichen Symbolen des christlichen Weihnachtsfests gehört der Stern. Ob als Plätzchenform, Dekoration der Christbaumspitze oder neonblinkend im Fenster – der Weihnachtsstern ist in der besinnlichen Jahreszeit allgegenwärtig.
Dabei wird der Stern in der Bibel nur kurz in der Geschichte um die Geburt Jesu im Zusammenhang mit den Weisen aus dem Morgenland erwähnt. Im Matthäusevangelium steht: „Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen.“ (Mt 2, 1-2)
Ein Komet?
Mit der Entwicklung der Astronomie wurde versucht, den im Matthäusevangelium beschriebenen Stern zu identifizieren oder zu erklären. Schon im 3. Jahrhundert nach Christus hielt der Kirchenvater Origines den Stern von Bethlehem für einen Kometen. Künstler griffen seit dem 14. Jahrhundert diese Idee auf.
Der italienische Maler Giotto di Bondone platzierte auf seinem berühmten Fresko „Anbetung der Könige“ einen großen Kometen mit Schweif über dem Stall mit der Heiligen Familie und den Weisen – ein bis heute gebräuchliches Motiv für den Stern von Bethlehem. Giotto wurde wohl von dem etwa alle 76 Jahre wiederkehrenden Halleyschen Kometen inspiriert, den er im Jahr 1301 am Himmel beobachten konnte.
Karl Mannheim, Leiter des Lehrstuhls für Astronomie an der Universität Würzburg, hält es aber für wenig wahrscheinlich, dass der Stern von Bethlehem ein Komet gewesen sei. „Von Kometen gibt es in der Regel mehrere Berichte, sie waren astrologisch auch eher Boten für Unglück, Tod und Krieg“, sagt Mannheim. Eine wahrscheinlichere Erklärung sieht Karl Mannheim in der Konjunktionstheorie. Von einer Konjunktion spricht man in der Astronomie, wenn zwei oder mehrere Planeten sich von der Erde aus gesehen scheinbar sehr nahe kommen. Das Himmelsphänomen war schon vor Jesu Geburt bekannt.
Eine Konjunktion?
„Vor etwa 2000 Jahren verwandelte sich die mesopotamisch geprägte Astrologie zunehmend in die griechisch geprägte Astronomie mit ihren naturphilosophischen Grundlagen“, sagt Mannheim. Die Astrologie war eine alte „Weisheit aus dem Morgenland“. Sonnenfinsternisse oder Konjunktionen der Planeten haben die Astrologen im Orient schon vorausberechnen können – zwar noch nicht mathematisch, aber mit Hilfe über große Zeiträume gesammelter Beobachtungsdaten.
„Etwa sechs Jahre vor unserer Zeitrechnung gab es eine außerordentlich seltene Konjunktion von gleich drei Planeten, nämlich von Jupiter, dem 'Königsmacher' in der sumerischen Astrologie, sowie Saturn und Venus“, erklärt der Würzburger Astronom. Die Konjunktion dieser drei Planeten sei damals im Frühling kurz vor Sonnenaufgang im Osten im Sternbild Widder zu sehen gewesen. Jupiter als größter Planet im Sonnensystem und die erdnahe Venus sind alleine schon sehr hell „und zusammen eine überaus brillante Erscheinung“.
Dass die Konjunktion im Sternbild Widder zu sehen war, hält Mannheim für ein weiteres mögliches Indiz, dass damit der Stern von Bethlehem gemeint sein könnte. „Der Widder markiert zum einen den Beginn des Frühlings, wenn die Tage wieder länger als die Nächte werden. Bei den Sumerern hieß das Sternzeichen übersetzt 'der Ackerbauer', denn im Frühjahr wurde die Saat ausgebracht“, sagt der Astronom. Das Sternbild Widder stünde also auch für das Leben und die Hoffnung. Als weiteres „verdichtendes Spannungselement in der astrologischen Dramaturgie“, wie Mannheim erklärt, fand in dieser Frühjahrsnacht auch noch eine Mondbedeckung des Jupiter statt. „Die Blickrichtung nach Osten verriet allerdings nicht den Weg nach Jerusalem. Wegweiser war hier wohl eher das Sternbild Widder selbst, das astrologisch auch für das Land Judäa stand. Die Juden warteten in dieser Zeit auf die Geburt ihres Königs und waren für astrologische Hinweise empfänglich“, so Karl Mannheim.

Durch die Eigenbewegung der Planeten am Himmel habe sich die Dreifach-Konjunktion im Lauf des Jahres weiterentwickelt. Jupiter braucht durch seinen großen Abstand zur Sonne deutlich länger für einen Umlauf als die Erde. Beim „Überholen“ des Jupiters durch die Erde auf ihrer schnelleren Umlaufbahn scheint Jupiter beinahe stillzustehen. Das würde zu der Beschreibung im Matthäusevangelium passen, in der es heißt, dass der Stern über Bethlehem stillgestanden habe: „Und der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen. Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt. Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm.“ (Mt 2, 9-11)
„Nach dieser Deutung wäre der Stern von Bethlehem also der Jupiter gewesen und die drei Weisen aus dem Morgenlande nähmen Bezug auf die Bahnen der drei Planeten seit ihrer Konjunktion bis zum Stillstand des Jupiters“, sagt Karl Mannheim. Die Konjunktionstheorie vertrat schon Johannes Kepler. Durch den österreichischen Astronomen und Astronomiehistoriker Konradin Ferrari d?Occhieppo bekam die Theorie ab 1964 wieder Aufwind.
Eine Supernova?
Die moderne Astronomie des 20. Jahrhunderts lieferte mit der Supernova-Theorie das physikalische Modell für das scheinbar plötzliche Erscheinen von extrem hellen Sternen. Die Möglichkeit, dass der Stern von Bethlehem eine Supernova gewesen sein könnte, taucht bis heute als mögliche Erklärung auf. „Supernovae würden keine Bewegung relativ zu den Fixsternen zeigen und wären deswegen keine Wegweiser“, kritisiert Karl Mannheim diese Theorie. Astronomen haben auch bis heute keinen Hinweis auf Reste einer zu dieser Zeit sichtbaren Supernova gefunden.
Der Münsteraner Astronom Björn Voss rät dazu, den Stern von Bethlehem nur als Sinnbild zu betrachten. Insgesamt sollte man sämtliche Theorien dazu „mit Vorsicht genießen“, mahnt der Sternenkundler. Am logischsten scheine für ihn sogar die Annahme, dass es weder einen Stern noch drei Weise aus dem Morgenland gab. Zwar sei es plausibel, dass die „Weisen aus dem Morgenland“ eine bestimmte Planetenkonstellation als Hinweis auf die Geburt eines neuen Königs gedeutet und sich deshalb auf die Reise gemacht haben. Doch habe der Verfasser des Matthäusevangeliums die ungewöhnliche Sternenkonstellation und die Sterndeuter wohl zur Steigerung der Glaubwürdigkeit seines Berichts über die Geburt Jesu genutzt.
„Der Autor des Matthäusevangeliums wollte Jesus als diesen Messias präsentieren, also musste auch ein Stern her.“ (Mit Infos von KNA)
Was sind Supernovae und Kometen?
Als eine Supernova bezeichnet man die Leuchterscheinung bei der Explosion eines massereichen Sterns am Ende seiner Lebenszeit. Wenn der Wasserstoff durch eine Kernfusion im Inneren eines Sterns verbraucht ist, werden immer schwerere Elemente als Brennstoff verwendet. Ist der Stern bei Eisen angekommen, stoppt die Verschmelzung der Atomkerne, da mehr Energie für die Fusion benötigt würde, als dabei herauskommt. Der Kern des Sterns kann der eigenen Schwerkraft nun nicht mehr entgegenwirken, die Gashülle rast auf den Kern zu und wird von dort in den Weltraum zurückgeworfen. Durch die ungeheuren Energiemengen, die dabei frei werden, leuchtet der sterbende Stern millionenfach heller als üblich. Zurück bleibt ein komprimierter Rest aus Neutronen, umgeben von einer sich ausdehnenden Gashülle, bei sehr massreichen Sternen kann sich ein sogenanntes schwarzes Loch bilden.
Ein Komet ist ein normalerweise wenige Kilometer großes Objekt aus gefrorenem Gas, Staub und Eis. Kommt der Komet auf seiner stark elliptischen Bahn in die Nähe der Sonne, beginnt der Sonnenwind damit, flüchtige Substanzen und Staubteilchen von der Oberfläche zu lösen. Durch Wechselwirkung mit den geladenen Teilchen des Sonnenwinds bildet sich ein leuchtender Plasmaschweif aus. Dazu entsteht noch ein Staubschweif, der aus Staubteilchen besteht, die von dem Strahlungsdruck der Sonne beeinflusst werden. Der Schweif des Kometen kann mehrere Millionen Kilometer lang werden.