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HAMBURG/SCHWEINFURT: „Horrorpreise“ für Heizöl

HAMBURG/SCHWEINFURT

„Horrorpreise“ für Heizöl

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    „Horrorpreise“ für Heizöl
    „Horrorpreise“ für Heizöl

    „Heizöl ist richtig teuer.“ Davon können Hausbesitzer, die auf Öl angewiesen sind, in diesen Tagen ein Lied singen. Die Heizölpreise sind derzeit auf einem Dreijahreshoch. Erik Linsner, Geschäftsführer der Erik Walther Mineralölhandelsgesellschaft in Schweinfurt, formuliert es drastischer: „Eigentlich muss man sagen: Ein Horrorpreis.“ Die Firma kennt sich aus. Sie kauft auf dem größten Ölmarkt in Rotterdam ein, transportiert mit eigenen Schiffen.

    Seit dem Beginn der Wirtschaftskrise im Sommer 2008 hat Öl nicht mehr so viel gekostet wie heute: Damals lag der Preis bei knapp unter 100 Euro, am Samstag, den 12. November, kosteten 100 Liter Heizöl im Bundesschnitt 89,90 Euro, am Dienstag waren es schon 90,20 Euro. Und auch bei größeren Mengen winken keine spürbaren Rabatte. Gerade vor der Heizperiode spekulieren viele Verbraucher darauf, noch einen guten Preis zu erwischen. Wer heuer gepokert hat, hatte schlechte Karten: Seit Juli/August steigen die Preise kontinuierlich (siehe Grafik).

    „Zum Einbunkern ist jetzt der falsche Zeitpunkt“, warnt die Ölmessanlagen-Firma Tecson, die den Markt seit Jahren beobachtet und regelmäßig Vergleichsgrafiken veröffentlicht. Nach Angaben des Hamburger Energie-Informationsdienstes EID ist die Bevorratung bei den Verbrauchern niedrig; vielen drohe der Leerstand.

    Was also tun? Linsner sagt: „Das wird überall heiß diskutiert. Aber die Nachfrage ist trotzdem verhalten. Kein Wunder bei dem Preis. Die meisten bestellen kleine Mengen, so zwischen 500 und 1000 Liter, und hoffen, dass die Preise bald sinken.“ Verbraucherportale raten: Rechtzeitig eine Teilmenge ordern, die Lieferzeiten sind derzeit länger, und die Preisentwicklung geht weiter nach oben. Linsner: „Ich würde es wahrscheinlich auch so machen, aber Empfehlungen sind unheimlich schwierig.“ Selbst im Ölgeschäft in Rotterdam seien alle vorsichtig. „Selbst, wenn sie die Nachfrage hätten, ist es problematisch, Mengen zu bekommen.“ Und so hoffen viele auf Anfang nächsten Jahres. In den letzten Jahren gingen die Preise im Januar/Februar immer zurück.

    Gründe für die Preisentwicklung gibt es einige. „Man könnte zynisch sagen: Sieben kleine Unglücke ergeben auch ein großes“, kommentiert Linsner. Laut Mineralölbranche sei es zu Engpässen in Raffinerien gekommen. Im Nahen Osten habe die Diskussion um iranische Atomwaffen die Kriegsangst zwischen Israel und dem Iran verschärft. Und selbst das Wetter hat sich gegen die Heizölkunden verschworen. Das schöne Wetter mit ausbleibenden Niederschlägen hat zu niedrigen Pegelständen auf dem Rhein geführt: „Unsere Schiffe können nur die Hälfte laden, das macht den Transport enorm teuer“, sagt Linsner, dessen Firma direkt in Rotterdam kauft.

    Bleibt die Schuldenkrise in Europa, die gegenwärtig die Weltwirtschaft nicht schwächt, wohl aber Europa. Gerade beim Öl spürt dann der Endkunde die Krise. Linsner: „Vor vier Monaten war der Eurokurs bei 1,47 zum Dollar. Heute sind wir bei 1,35. Das allein verteuert Heizöl um sechs Cent pro Liter.“

    Und nicht nur das: Auch Diesel verharrt an der Tankstelle seit Wochen auf hohem Niveau, es wird im gleichen Produktionsprozess gewonnen. „Diesel ist gegenwärtig teurer als Super, wenn man die Steuer herausrechnet“, sagt Linsner, dessen Unternehmen auch Tankstellen betreibt. Auch der ADAC hat das festgestellt. In der Preisauswertung liegt Diesel bei rund 1,47 Euro, Super bei 1,53 Euro. Und das, obwohl auf Diesel 22 Cent weniger Steuern erhoben werden als auf Super.

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