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WÜRZBURG/MÜNCHEN: Kassenärzte für Abschaffung der Praxisgebühr

WÜRZBURG/MÜNCHEN

Kassenärzte für Abschaffung der Praxisgebühr

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    Derzeit müssen Patienten pro Quartal zehn Euro zahlen. Foto: Patrick Pleul
    Derzeit müssen Patienten pro Quartal zehn Euro zahlen. Foto: Patrick Pleul

    „Praxisgebühr? Weg mit dem Bürokratiemonster!“ heißt die Kampagne, mit der möglichst viele Patientenunterschriften gegen die Praxisgebühr gesammelt werden sollen. Gut einen Monat nach Start der Kampagne hätten bayernweit schon über 250.000 Patienten den Aufruf zur Abschaffung der Praxisgebühr unterschrieben, sagt Kirsten Warweg, die Sprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern.

    „Die Bereitschaft zu unterschreiben ist groß. Der Strom der Unterschriften reißt nicht ab.“ Warweg berichtet, dass nicht alle, aber viele andere Länder-Vereinigungen der Kassenärzte ebenfalls Kampagnen gestartet hätten, so etwa Baden-Württemberg, das Saarland, Bremen, Hamburg und Nordrhein-Westfalen.

    „Vielen meiner Patienten, gerade älteren Frauen mit kleiner Rente oder Alleinerziehenden tun die zehn Euro Praxisgebühr schon weh“, sagt der Hausarzt Dr. Christian Potrawa, der im Würzburger Norden in einer Gemeinschaftspraxis arbeitet.

    Etliche seiner Patienten hätten sich mit Blick auf ihr geringes Einkommen von der Zahlung der Praxisgebühr befreien lassen können, dies aber aus Scham unterlassen, sagt Potrawa. Seine ärmeren Patienten sind der eine Grund, aus dem er die Abschaffung der Praxisgebühr herbeiwünscht.

    Zum zweiten „bin ich es leid, praktisch die 'Außen-Inkasso-Stelle der Krankenkassen' zu sein“, so Potrawa. Der Verwaltungsaufwand fürs Einkassieren der Praxisgebühr sei immens: Jeweils ein, zwei Wochen zu Anfang des Quartals sei eine Arzthelferin praktisch mit nichts anderem beschäftigt als damit, Patienten nach der Praxisgebühr zu fragen. „Wir sind zu einem gigantischen Aufwand gezwungen: Wir müssen das Geld kassieren, es ins Kassenbuch einbuchen, Quittungen ausstellen, abends das Kassenbuch kontrollieren und Fehlbuchungen stornieren“, berichtet auch Dr. Christian Pfeiffer, der in Giebelstadt bei Würzburg als Hausarzt arbeitet und außerdem der unterfränkische Vorstandsbeauftragte der Kassenärztlichen Vereinigung ist. Aus Sicht der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern ist der Zeitpunkt zu einem Vorstoß für die Abschaffung der Praxisgebühr deshalb günstig, weil die gesetzlichen Krankenkassen derzeit gerade ein großes Finanzpolster angehäuft haben. „In dieser Situation diskutieren die Krankenkassen, ob sie an ihre Versicherten einen Bonus ausschütten. Das ist doch widersinnig; gerechter wäre es, die zu entlasten, die durch die Praxisgebühr belastet sind. Nämlich die Kranken!“, sagt der Giebelstädter Hausarzt Christian Pfeiffer.

    Auch auf der politischen Ebene wird die Praxisgebühr derzeit intensiv diskutiert. Eingeführt worden sei die Praxisgebühr mit dem Argument, die Zahl der Arztbesuche pro Jahr zu senken; dieses Ziel sei aber nicht erreicht worden, argumentiert die Generalsekretärin der bayerischen FDP, Miriam Gruß. Wenn aber das Hauptziel der Praxisgebühr nicht erreicht worden sei, könne man sie auch abschaffen, so Gruß. „Die Praxisgebühr ist unsinnig, unsozial und teuer.“

    Auf Bundesebene gibt es, was den Wegfall der ungeliebten Praxisgebühr angeht, vorerst kein abgestimmtes Vorgehen der Länder. Erst vor wenigen Tagen ist bei der Gesundheitsministerkonferenz der Länder der Vorstoß Hamburgs, die Praxisgebühr abzuschaffen, gescheitert. Unterdessen hat am Donnerstag die erste Krankenkasse angekündigt, die Praxisgebühr abschaffen zu wollen. Die Hanseatische Krankenkasse erlässt ihren Versicherten die Praxisgebühr zumindest beim Zahnarztbesuch.  

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