Von wegen Lockerung der Sittengesetze an Mallorcas „Ballermann“-Strand: Ein Gericht kippte zwar im Februar einen dicken Katalog mit Benimmregeln, weil das Rathaus von Palma in einigen Punkten seine Kompetenzen überschritten hatte.
Doch die öffentlichen Trinkgelage bleiben auch weiterhin verboten – und werden künftig sogar noch strenger geahndet. Die Stadtverwaltung Palmas beschloss nun einen Aktionsplan, der mehr Polizei, sehr hohe Bußgelder und sogar ein nächtliches Verkaufsverbot für Alkohol vorsieht. Und das ohne größere Gnadenfrist: Schon von April an soll es Strafen hageln.
Wer sich an der Playa de Palma künftig nicht an die Spielregeln hält und es sich mit dem Sangria-Eimer am Strand bequem macht, wird künftig noch mehr zur Kasse gebeten: Bis zu 3000 Euro Geldstrafe drohen jetzt jenen Alkoholsündern, die im berühmten Ballermann-Vergnügungsviertel bei öffentlichen Gelagen erwischt werden. Bisher wurde an der Ballermann-Meile ein Bußgeld von maximal 200 Euro verhängt.
Das verschärfte Saufverbot gilt am Strand, an der Promenade und auch auf Straßen und Plätzen dieser Tourismushochburg, die von der Stadtverwaltung – zusammen mit anderen konfliktträchtigen Vierteln Palmas – zur „besonderen Interventionszone“ erklärt wurde.
Alkoholverkauf wird beschränkt
„Wir glauben, dass dies helfen wird, diese Verhaltensweisen zu verhindern“, sagte Palmas Bürgermeister José Hila. Infoschilder sollen darüber aufklären, dass Trinkgelage im öffentlichen Raum streng verfolgt werden. Nachdem sich Anwohner beschwert hatten, dass zu wenig Beamten am Ballermann unterwegs waren, um auf die guten Sitten zu achten und auch das alte Benimmgesetz wenig an den Alkohol-Orgien geändert hatte, soll nun die Polizeipräsenz deutlich erhöht werden.
Zudem wird künftig der nächtliche Nachschub für die Trinkgemeinde erschwert: War Alkohol bisher rund um die Uhr erhältlich, wird der Verkauf jetzt zeitlich beschränkt. Von Mitternacht bis acht Uhr morgens, wo bislang in 24-Stunden-Shops oder an Getränkeautomaten Alkoholisches erhältlich war, wird der Verkauf von Bier, Wein und Schnaps verboten.
Drogen-, Sauf- und Sexexzesse sorgen jedes Jahr für Skandale und bringen Mallorca in Verruf. Lärm, Rüpeleien, Müll und verschmutzte Strände provozieren regelmäßig Konflikte mit jener großen Mehrheit von Urlaubern, die zur eher zivilisierten Erholung auf die Insel kommen.
Allein an der Playa de Palma, die rund zehn Kilometer östlich der Inselhauptstadt Palma liegt, stehen Hunderte Hotels mit insgesamt mehr als 40 000 Betten. In dem Viertel befinden sich unzählige Biergärten, Restaurants, Nachtbars, Diskotheken und Sex-Etablissements.
Wildes Nachtleben
Wegen des wilden Nachtlebens und der ausufernden Saufkultur erwarb sich diese Ferien- und Feierhochburg den Namen „Ballermann“, in der sich vorzugsweise deutschsprachige Gäste wohlfühlen. Die Briten, nach den Deutschen das zweitgrößte Urlauberkontingent auf der Insel, haben derweil ihr eigenes Partyzentrum in Magaluf westlich Palmas. Dort geht es nicht weniger hoch her.
All das scheint jedoch niemanden wirklich abzuschrecken. Mallorca und die Nachbarinseln Ibiza, Menorca und Formentera feierten 2015 ein Rekordjahr: Mehr als 11,7 Millionen ausländische Urlauber kamen auf die Balearischen Inseln, zudem noch 2,2 Millionen spanische Touristen. Allein auf Mallorca tummelten sich zehn Millionen Feriengäste – 40 Prozent waren Deutsche.
Und der Boom hält an. In diesem Sommer dürfte es daher noch voller auf Mallorca werden. Viele Hoteliers verkündeten bereits, dass sie in der Hochsaison schon ausgebucht sind.