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BONN/ASCHAFFENBURG: Kleines Ferkel wird nicht zensiert

BONN/ASCHAFFENBURG

Kleines Ferkel wird nicht zensiert

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    Nicht jugendgefährdend: eine aufgeschlagene Seite aus dem umstrittenen Kinderbuch „Wo bitte geht's zu Gott?, fragte das kleine Ferkel“.
    Nicht jugendgefährdend: eine aufgeschlagene Seite aus dem umstrittenen Kinderbuch „Wo bitte geht's zu Gott?, fragte das kleine Ferkel“. Foto: FOTO ddp

    Seit seinem Erscheinen im Oktober 2007 hatte das Buch des religionskritischen Autors Michael Schmidt-Salomon vor allem in Kirchenkreisen für Irritationen gesorgt. Die Geschichte erzählt von einem Ferkel und einem Igel, die ein Plakat mit der Aufschrift „Wer Gott nicht kennt, dem fehlt etwas!“ entdecken. Die beiden machen sich daher auf den Weg, um Gott zu suchen. In der Synagoge, im katholischen Dom und der Moschee stoßen die zwei auf Hassprediger, die ihnen die Gott-Suche gründlich vergällen. Für Autor Michael Schmidt-Salomon und Illustrator Helge Nyncke ist die Moral der Geschicht': „Wer Gott nicht kennt, der braucht ihn nicht.“

    Das Familienministerium von Ursula von der Leyen hatte „antisemitische Tendenzen“ gerügt und die Prüfung beantragt. Im Februar hatte die Staatsanwaltschaft Aschaffenburg eine Strafanzeige wegen Volksverhetzung der katholischen Diözese Rottenburg-Stuttgart abgewiesen, weil sie keine strafbaren Inhalte erkannte. Dennoch bezeichnete man es dort als „perfides Machwerk in der Maske des religiösen Kinderbuchs“.

    Die zwölf Experten der Bundesprüfstelle machten sich am Donnerstag die Entscheidung über den 40-Seiten-Band nicht leicht. Das Gremium, dem auch Vertreter von Kirchen und Religionsgemeinschaften, Jugendhilfe und Autoren angehören, kam zu dem Urteil, das Buch sei nicht als antisemitisch einzustufen, da alle drei Religionen gleichermaßen angegriffen würden.

    Verleger Gunnar Schedel, der an der Anhörung teilnahm, äußerte sich erleichtert darüber. Als „Sieg für die Meinungsfreiheit“ wertete der Autor Schmidt-Salomon die Entscheidung im Anschluss an die Sitzung. „Die Vernunft hat sich gegen Scheuklappenblindheit durchgesetzt“, sagte er. Das Buch sei positiv, Ferkel und Igel stünden als Musterbeispiele für Toleranz. Die Streitkultur der Aufklärung habe sich in dem Urteil durchgesetzt. „Es ist ein wichtiges Thema, Religion darf nicht tabuisiert werden“, betonte er.

    Auch der Zentralrat der Juden begrüßte die Entscheidung der Prüfstelle. „Eine Indizierung auf der Schiene des Antisemitismus hätte die Diskussion verfälscht“, sagte der Generalsekretär des Zentralrats, Stephan Kramer. Das Buch verunglimpfe alle drei Religionen. „Es ist militant atheistisch, gefährlich und perfide“, kritisierte Kramer. Die öffentliche Diskussion darüber sei jedoch wirksamer als ein Verbot.

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