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HEIDELBERG: Koch-Mehrin ist ihren Doktortitel los

HEIDELBERG

Koch-Mehrin ist ihren Doktortitel los

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    Silvana Koch-Mehrin
    Silvana Koch-Mehrin Foto: Foto: dpa

    Silvana Koch-Mehrin hat gepfuscht: Am Mittwochnachmittag zog der Promotionsausschuss der Universität Heidelberg den vor elf Jahren erteilten Doktortitel wieder ein. „Die von Frau Koch-Mehrin vorgelegte Dissertation besteht in substanziellen Teilen aus Plagiaten“, bestätigte Dekan Manfred Berg in einer öffentlichen Erklärung. Qualität und Quantität der nachweisbaren Schummelei legten die Schlussfolgerung nahe, dass diese Dissertation „keine selbstständige wissenschaftliche Arbeit im Sinne der Promotionsordnung ist“.

    Für Koch-Mehrin (40) bedeutet dieser akademische Schlussstrich einen tiefen Fall. Als Zugpferd der Liberalen bei den beiden zurückliegenden Europa-Wahlen hatte sie die FDP im Europäischen Parlament zu alter Stärke geführt. Als der erste Verdacht gegen ihre Doktorarbeit „Historische Währungsunion zwischen Wirtschaft und Politik: Die Lateinische Münzunion 1865-1927“ sich vor einigen Wochen erhärtete, räumte sie den Vorsitz der FDP-Gruppe in der Straßburger Bürgervertretung und zog sich auch als Vizepräsidentin des Europäischen Parlamentes zurück.

    Und das listen die Heidelberger Wissenschaftler an akademischen Sünden akribisch auf: „Auf rund 80 Textseiten der Dissertation finden sich über 120 Stellen, die nach Bewertung des Promotionsausschusses als Plagiate zu klassifizieren sind“, heißt es. Diese Kopien stammten aus „über 30 verschiedenen Publikationen, von denen zwei Drittel nicht im Literaturverzeichnis aufgeführt worden sind“. Koch-Mehrin habe sich somit „fremdes geistiges Eigentum angeeignet und als das eigene ausgegeben.“

    Die Beschuldigte schweigt

    Die Beschuldigte selbst schwieg auch am Mittwoch wie schon in den Wochen zuvor, seit die Internet-Plagiatsjäger sie aufs Korn genommen hatten. Im Gegensatz zu ihrem liberalen Fraktionskollegen Jorge Chatzimarkakis, der offen alle Angriffe gegen seine Doktorarbeit abzuwehren versucht, lehnte Koch-Mehrin jeden Wunsch nach einer Stellungnahme ab und will auch dabei bleiben. Sie werde sich, hieß es, weiter auf ihre Arbeit als „einfache Abgeordnete“ konzentrieren.

    Hinter den Kulissen gibt es viel Schadenfreude. Denn die Blondine, die mit einem irischen Anwalt verheiratet ist und drei Kinder hat, war nicht überall beliebt. Dazu trugen nicht nur Fotos bei, für die sie mit blankem Babybauch posiert hatte. Immer wieder geriet sie ins Schussfeld von Kritikern, die ihr beispielsweise vorhielten, ihre Präsenz im Parlamentsplenum und in den Ausschüssen nach dem Motto „Willst du gelten, mach dich selten“ zu gestalten. Der zweite Fall einer prominenten Politikerin aber lässt zunehmend auch die Hochschulen selbst nicht zur Ruhe kommen. Eine Karlsruher Studentengruppe forderte am Mittwoch, künftig sollten alle Doktorarbeiten elektronisch überprüft werden. Schließlich könne man zur Sicherung des seriösen Rufes der Universitäten ja die gleichen Mittel nutzen, die von den Plagiatsjägern auch herangezogen worden waren.

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