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KÖLN: Kölner OB stellt U-Bahn-Bau in Frage

KÖLN

Kölner OB stellt U-Bahn-Bau in Frage

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    Am Tag nach dem Einsturz des Historischen Stadtarchivs in Köln werden noch zwei Personen vermisst.
    Am Tag nach dem Einsturz des Historischen Stadtarchivs in Köln werden noch zwei Personen vermisst. Foto: FOTO ddp

    Sollten die beiden Bewohner eines ebenfalls zusammengebrochenen Wohnhauses tatsächlich unter den Trümmern liegen, gehe die Überlebenswahrscheinlichkeit gegen Null. Als Unfallursache wird ein Zusammenhang mit einer U-Bahn- Baustelle angenommen. Das Archivgebäude war am Montag nach vorne umgekippt und in einem 28 Meter tiefen Schacht der Baustelle versunken.

    Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) hatte im ARD-„Morgenmagazin“ erklärt, er halte den Weiterbau der U-Bahn „jetzt fast für unverantwortlich“. Später kündigte er eine Überprüfung des U-Bahn-Baus an.

    Um mit dem Abtragen des Schuttberges beginnen zu können, seien komplizierte Sicherungsarbeiten erforderlich, sagte Neuhoff. Im Laufe des Tages sollte die Verfüllung der Baugrube mit Beton abgeschlossen werden, bis zum Donnerstagabend sollen die noch stehenden einsturzgefährdeten Gebäudeteile abgerissen werden. Erst danach könnten die Trümmerteile mit den Händen beiseite geräumt werden.

    Dass aus dem Stadtarchiv alle Menschen lebend herausgekommen seien, grenze an ein Wunder, meinte der Kölner Kulturdezernent Georg Quander: „Es fing oben im Gebäude an zu knacken, und drei Minuten später krachte es zusammen.“ 115 Anwohner mussten vorübergehend ihre Häuser verlassen, 72 von ihnen waren Bewohner eines Altenheims. Die Wohnungen von rund 20 Menschen seien komplett zerstört worden. Der Schaden durch den Einsturz sei noch gar nicht abschätzbar, sagte Quander. Der Versicherungswert des Archivmaterials betrage 400 Millionen Euro. „Der finanzielle Verlust steht aber in keinem Verhältnis zum geistigen Verlust.“ Denn im Archiv befanden sich wertvolle Kulturgüter: „Es handelt sich um das Gedächtnis des gesamten Rheinlandes und weit darüber hinaus.“

    Im schlimmsten Fall sei der Schaden höher als beim Brand der Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar. Spezialisten verschiedener Archive seien zur Unterstützung angereist. „Das Wasser ist der größte Schädling“, sagte Quander. Von unten drückt Grundwasser gegen die Grube, vor Regen soll eine Plane schützen.

    Das Unglück hängt offenbar mit dem U-Bahn-Bau zusammen. „Wir wissen relativ sicher, was passiert ist, aber noch nicht, warum“, sagte der Vorstandssprecher der Kölner Verkehrsbetriebe (KVB), Jürgen Fenske. Feuerwehrdirektor Neuhoff erläuterte, in dem 28 Meter tiefen Bauschacht sei eine Öffnung entstanden, in die große Mengen Erde nachgerutscht seien. Dadurch sei dem Historischen Archiv praktisch der Boden entzogen worden, so dass es umkippte und zwei angrenzende Häuser mit sich riss.

    Dennoch soll der Weiterbau der U-Bahn nicht gestoppt werden. Es gebe keinen Hinweis darauf, dass an anderen Stellen in der Stadt ähnliche Gefahr drohe, sagte Fenske. Ein Zusammenhang zwischen dem Einbruch des Stadtarchivs und früher entstandenen Rissen in dem Gebäude sei durch Gutachter definitiv ausgeschlossen worden. Die Ursache für das Unglück liege nicht im Gebäude, sondern im Untergrund. Trotzdem würden sämtliche Risse, die im Laufe der Zeit durch die Bauarbeiten an verschiedenen Gebäuden in der Stadt entstanden sind, überprüft.

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