Niemand würde je auf die Idee kommen, leseschwache Kinder bei Vorlesewettbewerben anzumelden, auf dass sie sich – absehbar – dort blamierten. Niemand fände es richtig, rechenschwache Kids zur Mathe-Olympiade zu schicken oder Diskussionsmuffel zu Debatten-Wettbewerben. Dreht sich's aber um den Sport, dann ist Wettkampf-Teilnahme für alle Pflicht: Bei den Bundesjugendspielen sind die Gefühle der vielen sportlich schwächeren Kinder nicht der Rede wert – jener Kinder, die alljährlich drunter leiden, bei Wettkämpfen antreten zu müssen, für die sie nicht begabt sind und bei denen sie nur verlieren können. In Zeiten, in denen „individualisiertes Fördern und Lernen“ auch in Bayerns Schulen als hehres Ziel gilt, muss der individualisierte Ansatz auch für den Sport gelten – und muss demnach Schluss sein mit demütigenden Zwangs-Wettkämpfen, bei denen kleine, dicke Sportmuffel öffentlich mit athletisch gebauten Sportcracks verglichen werden. Deshalb sind die Bundesjugendspiele genauso unzeitgemäß wie ihr Erfinder, der umstrittene Nazi-Sportfunktionär Carl Diem.
Schluss also mit dem Zwangs-Wettbewerb! Her mit zwanglosen Sportevents, die Spaß machen. Davon profitieren dann hoffentlich auch kleine, dicke Sportmuffel.