(dpa) Die Thüringer SPD steckt nach Ansicht ihres Landeschefs Christoph Matschie wegen der Koalitionsverhandlungen mit der CDU in einem „beinharten Machtkampf“ in der eigenen Partei. „Jetzt geht es um Mehrheiten, und darum werde ich kämpfen“, sagte Matschie am Samstag nach der Basisversammlung seiner Partei in Erfurt.
Das Treffen hatten seine Gegner einberufen, um die zurzeit laufenden Koalitionsverhandlungen mit der CDU zu stoppen und auf ein linkes Bündnis umzuschwenken.
Matschie wies Rücktrittsforderungen zurück. „Wir können nur einen der beiden Wege gehen“, sagte Matschie. „Darüber muss jetzt der Parteitag entscheiden.“ Dieser ist für den 25. Oktober angesetzt.
Auf der Basisversammlung konnten keine offiziellen Beschlüsse gefasst werden. Am Rande wurden Unterschriften für ein Mitgliederbegehren gesammelt, in dem die Bildung eines Bündnisses mit Linken und Grünen gefordert wird. Dieses Verfahren dauert allerdings im günstigsten Fall sechs Wochen.
Auf der Versammlung hatte Matschie die Partei zur Geschlossenheit aufgerufen. „Nur wenn die Partei Vertrauen zu sich selbst hat, in ihre Gremien und ihre gewählten Vertreter, kann sie erfolgreich sein“, sagte er vor rund 300 Mitgliedern, die etwa zu einem Drittel seinem Lager angehörten. Matschie verteidigte erneut die Entscheidung für eine schwarz-rote Koalition.
Mit den Linken um Spitzenkandidat Bodo Ramelow habe kein Vertrauensverhältnis aufgebaut werden können. Sie habe von Beginn an versucht, „die SPD am Nasenring über die politische Bühne zu ziehen“, sagte Matschie unter Buhrufen.
Die Gegner einer schwarz-roten Koalition pochten erneut auf die Erfüllung des Wahlversprechens, einen Politikwechsel herbeizuführen. Die CDU habe abgewirtschaftet und verhindere seit Jahren wichtige Reformen vor allem in der Bildungspolitik, sagte Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bausewein. Das Treffen hatte mit einem Eklat begonnen. Den Organisatoren gelang es nicht die Öffentlichkeit auszuschließen. Auch Parteimitglieder der Linken verschafften sich Zutritt in den Saal.
Bei der Landtagswahl Ende August hatte die CDU unter Ministerpräsident Dieter Althaus ihre Mehrheit zur Alleinregierung verloren.