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PALMA DE MALLORCA: Mallorca will nicht Mülldeponie sein

PALMA DE MALLORCA

Mallorca will nicht Mülldeponie sein

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    Streit um Abfälle: Müll vor einer Verbrennungsanlage in Palma de Mallorca.
    Streit um Abfälle: Müll vor einer Verbrennungsanlage in Palma de Mallorca. Foto: Foto: Jaime Reina, dpa

    Das Biest hat Hunger, großen Hunger: Mallorcas Müllverbrennungsanlage Son Reus ist zu groß geraten für die spanische Ferieninsel. Selbst auf dem Höhepunkt der Feriensaison, wenn die Urlauber die Bevölkerungszahl nahezu verdoppeln, ist sie nicht ausgelastet. Die Anlage wurde bei ihrem Ausbau 2007 – auf der Grundlage eines steigenden Restmüllvolumens – für eine Kapazität von 700 000 Tonnen im Jahr konzipiert.

    Bei der Planung hatte man jedoch offensichtlich nicht an Recycling gedacht. Das Müllaufkommen ging sogar deutlich zurück – 2012 lag es nur noch bei 480 000 Tonnen. Der damalige konservative Inselrat (die Inselregierung) beschloss, das Problem trotz anhaltender Proteste von Umweltschützern und Tourismusunternehmen durch Müllimporte vom spanischen Festland und später auch aus Italien und Nordirland zu lösen. Ein Linksbündnis, das bei den Regionalwahlen im Mai an die Macht kam, will dieser Praxis nun ein Ende setzen.

    Importe von Ibiza und Menorca

    Miquel Ensenyat, der neue Chef der Inselregierung, hatte noch vor seinem Amtsantritt klargemacht, dass in Son Reus künftig – neben dem eigenen – nur noch Müll von den Nachbarinseln Menorca, Ibiza und Formentera verbrannt werden solle. Auch Umweltinselrätin Sandra Espeja (von der Linkspartei Podemos), die für die Müllentsorgung auf der Insel zuständig ist, plädiert für diese Variante.

    Ihre konservative Vorgängerin Catalina Soler warnte jedoch davor, dass Schadenersatzzahlungen fällig würden, wenn die Import-Verträge vorzeitig aufgekündigt würden. „Der Müll riecht gleich, egal woher er kommt“, merkte sie an. Espeja entgegnete: „Wir sind nicht die Mülldeponie Europas. Und es ist sehr wohl ein Unterschied, da die anderen Inseln zu unserem Territorium gehören und der Transport weniger umweltschädlich ist.“

    Bei den Umweltinselräten von Ibiza und Menorca, Miquel Vericad und Javier Ares, haben die Mallorquiner sich mit ihrem Vorhaben keine Freunde gemacht. „Müllverbrennung ist nicht Teil unserer Philosophie“, machte Vericad klar. Sein menorquinischer Kollege pflichtete ihm bei: „Wir setzen stattdessen auf Recycling und Wiederverwertung.“ Dass Menorca bereits seit einigen Monaten Müll nach Mallorca schicken muss, weil die eigene Deponie völlig überlastet ist, ließ Ares unerwähnt. Der Umweltaktivist Joan Carles meint: „Aus ökologischer Sicht wäre es das Beste, wenn jede Insel sich um ihren eigenen Müll kümmert.“

    Um Schadensbegrenzung bemüht

    Mallorcas Umweltinselrätin Espeja bemüht sich nun um Schadensbegrenzung. Nach den vorschnellen Ankündigungen will sie nun alle Beteiligten an einen Tisch holen, „um nach der vernünftigsten Lösung“ zu suchen. Schon bald soll ein sogenannter Müll-Gipfel stattfinden. Außerdem prüfe man derzeit, inwieweit die Import-Verträge mit Italien und Nordirland annulliert werden könnten.

    Nach den Vereinbarungen darf der Anlagenbetreiber bis Ende 2015 gut 120 000 Tonnen Müll in Form von vorbehandelten Brennstoffpaketen aus Katalonien und Italien einführen und bis Anfang 2016 weitere 38 000 Tonnen aus Nordirland. Derzeit müssen die Anlieferungen aber wegen der Urlaubssaison noch pausieren.

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