Die Italiener werden bei den Parlamentswahlen im Februar nicht für Mario Monti stimmen können. Der Ministerpräsident erklärte sich aber bereit, erneut Regierungsverantwortung zu übernehmen, wenn ihm dies vom Parlament oder den Parteien angetragen würde. Das ist die Position, die Monti bei einer Pressekonferenz zum Abschluss seiner Erfahrung als italienischer Ministerpräsident am Sonntag in Rom bekanntgab. „Ich trete mit niemandem an“, sagte Monti. Er würde sich aber einer erneuten Verantwortung als Regierungschef nicht entziehen.
Montis Auftritt vor der italienischen und internationalen Presse war wie immer geprägt von der gewählten und besonnenen Ausdrucksweise des 69-Jährigen. Monti wies darauf hin, dass er als Senator auf Lebenszeit nicht als Kandidat in einer Wahlliste antreten könne.
Monti skizzierte auch ein Programm, das nach seiner Ansicht von der kommenden Regierung umgesetzt werden sollte. Er wolle damit vermeiden, dass „gefährliche Schritte rückwärts“ unternommen werden. Die wichtigsten Pfeiler dieser Agenda sind ein deutliches Bekenntnis zur EU, weitere Reformen zur Ankurbelung der Wirtschaft, die Kürzung überflüssiger Staatsausgaben sowie die Verstärkungen der Bemühungen in den Bereichen Arbeit und Justiz. Europa stünde heute besser da als vor einem Jahr, auch dank der Anstrengungen seiner Arbeit in Italien und in der EU. „Italien habe die Finanzkrise aus eigenen Anstrengungen überwunden und auch in Zukunft keine Finanzhilfen anderer Staaten nötig.
Der Ministerpräsident hatte am Freitagabend seinen Rücktritt angeboten, Monti wird auf Bitte des Staatspräsidenten Giorgio Napolitano aber noch bis zur Bildung einer neuen Regierung im Amt bleiben. Am Sonntag kam der Noch-Premier erstmals aus der Reserve und griff seinen Vorgänger Silvio Berlusconi direkt an. Monti äußerte „Bestürzung“ über Berlusconi und sagte, er habe Schwierigkeiten, der „Linearität seiner Gedanken zu folgen“. Berlusconis Partei „Volk der Freiheit“ (PdL) hatte zunächst der von ihr mitgetragenen Regierung des Wirtschaftsprofessors de facto das Vertrauen entzogen und sie als desaströs bezeichnet. Anschließend bot Berlusconi Monti die Führung des Mitte-Rechts-Lagers an. Diese mentale Beweglichkeit entziehe sich ihm, sagte Monti.
Monti nannte auch einige politische Ideen, die verwirklicht werden sollten und von Berlusconi nicht geteilt werden. So behauptete der Ministerpräsident, die Abschaffung einer Immobiliensteuer, die Berlusconi bereits propagiert, hätte wenig später die Einführung einer doppelt so hohen Abgabe zur Folge. Monti erwähnte auch ein Gesetz zur Regelung des Interessenkonflikts, eine Reform der Justiz inklusive einer Verstärkung der Antikorruptionsnormen. Berlusconi hatte in der Vergangenheit immer wieder auf seine Person zugeschnittene Gesetze ins Parlament einbringen lassen und wurde vor einigen Wochen wegen Steuerbetrugs verurteilt.
Für die Zeit bis zu den Parlamentswahlen am 24. und 25. Februar gab Monti den ihn unterstützenden Kräften des konservativen Zentrums eine Richtung vor, die gegen eine Koalition mit Berlusconis PdL spricht und sich den Sozialdemokraten der „Demokratischen Partei“ (PD) zuwendet. Der PD mit Spitzenkandidat Pier Luigi Bersani, laut Monti ein „mehr als glaubwürdiger Kandidat“, liegt in Umfragen bei etwa 35 Prozent und könnte Wahlsieger werden. Den konservativen, teilweise christdemokratischen Zentrumsparteien, die Monti unterstützen, werden Stimmen zwischen zehn und 20 Prozent prognostiziert. Berlusconis PdL liegt zwischen 15 und 20 Prozent.