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ANKARA/MÜNCHEN: Neues Jahr, neue Verhaftungen in der Türkei

ANKARA/MÜNCHEN

Neues Jahr, neue Verhaftungen in der Türkei

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    Für Adnan Sütcü hat das neue Jahr nicht gut begonnen. Er wird seit einer Woche in der Türkei festgehalten. Der 56-jährigen Bundesbürger, der in München lebt, war am 27. Dezember nach Ankara geflogen, um am Begräbnis seiner Mutter teilzunehmen. Am Flughafen der türkischen Hauptstadt nahm die Polizei Sütcü fest. Nach Recherchen von „Süddeutscher Zeitung“, WDR und NDR wird ihm vorgeworfen, sich auf Facebook für ein unabhängiges Kurdistan eingesetzt zu haben. Der Mann ist inzwischen wieder auf freiem Fuß, darf die Türkei aber bis zum Beginn seines Prozesses nicht verlassen. In dem Land sitzen nach offiziellen Angaben derzeit fünf Deutsche aus politischen Gründen in Haft.

    Entführte Gülen-Anhänger

    Auch zweieinhalb Jahre nach dem gescheiterten Putschversuch geht Staatschef Recep Tayyip Erdogan mit aller Härte gegen seine mutmaßlichen Feinde vor. Das musste auch Mehmet Gelen erfahren. Der türkische Lehrer arbeitete an einer Privatschule in Aserbaidschan, die dem Netzwerk des Erdogan-Erzfeindes Fethullah Gülen zugerechnet wird. Die Türkei bemühte sich seit Langem um die Auslieferung des Lehrers. Als jetzt ein Richter in Baku seine Deportation ablehnte, griff der türkische Geheimdienst zu: Noch vor dem Gerichtsgebäude wurde Gelen von türkischen Agenten überwältigt und in die Türkei verschleppt.

    Es war nicht das erste Kidnapping mutmaßlicher Gülen-Anhänger. Ähnliche Entführungen hat der türkische Geheimdienst bereits im Kosovo, in Malaysia, der Mongolei und Gabun durchgeführt.

    Das Auswärtige Amt warnt

    Nach Angaben des türkischen Innenministeriums wurden seit dem Putschversuch vom Juli 2016 rund 218 000 Menschen wegen angeblicher Verbindungen zur Gülen-Bewegung festgenommen. Davon wurden nahezu 17 000 verurteilt, fast 1000 von ihnen zu lebenslanger Haft. Knapp 15 000 warten noch in der Untersuchungshaft auf ihren Prozess. Rund 140 000 Staatsbedienstete wurden entlassen.

    Auch unbedachte Äußerungen in sozialen Netzwerken können schlimme Folgen haben: 2018 wurden wegen regierungskritischer Online-Kommentare 2754 Menschen festgenommen. Das Auswärtige Amt warnt in seinen Reisehinweisen für die Türkei Reisende vor regierungskritischen Meinungsäußerungen.

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