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Pegel steigen weiter

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Pegel steigen weiter

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    Seemann: Der Jachtclub am Main in Gemünden-Kleinwernfeld sicherte soweit möglich die Boote. Nicht alle konnten in den Schutzhafen gebracht werden.
    Seemann: Der Jachtclub am Main in Gemünden-Kleinwernfeld sicherte soweit möglich die Boote. Nicht alle konnten in den Schutzhafen gebracht werden. Foto: Foto: Ferdinand Heilgenthal

    Die Hochwasserlage hat sich im Süden Deutschlands und benachbarten Ländern am Sonntag dramatisch zugespitzt. Mehrere Städte und Landkreise in Bayern und Sachsen riefen Katastrophenalarm aus. Überlaufende Flüsse fluteten weitere Straßen in Bayern, Sachsen und Baden-Württemberg. Nach tagelangem Dauerregen drohte der Dreiflüssestadt Passau ein neues Jahrhunderthochwasser, sagte Oberbürgermeister Jürgen Dupper (SPD). Erwartet werde ein Pegelstand von über elf Metern. Das bisherige Jahrhunderthochwasser von 2002 hatte einen Pegelstand von 10,81 Metern erreicht. Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) berief ein Krisentreffen ein, um über mögliche Hilfen zu beraten.

    Katastrophenalarm gaben neben Passau und der Stadt Rosenheim auch die bayerischen Landkreise Miesbach, Rosenheim und Berchtesgadener Land sowie in Sachsen der Kreis Leipzig und die Städte Zwickau und Chemnitz. In Chemnitz trat der gleichnamige Fluss über die Ufer und überschritt kurzzeitig die Schwelle der Hochwasser-Alarmstufe 4. Für die Zwönitz galt schon die höchste Alarmstufe. In Zwickau begann die Evakuierung eines Ortsteils. Das Wasser der Mulde war dort nur noch wenige Zentimeter von der Dammkrone entfernt.

    Flüsse schwellen weiter an

    In Sachsen wurden vor allem im mittleren und westlichen Erzgebirge am Sonntag weiter erhebliche Niederschläge erwartet, teilte das Umweltministerium mit. Mittlerweile seien die Rückhalteräume einiger Talsperren nahezu ausgelastet. In Thüringen verlagert sich das Hochwasserproblem vom Westen in den Osten. Wegen kräftiger Regenfälle schwellen nun die Weiße Elster und die Pleiße rapide an.

    Nach Angaben von Rettungskräften und Polizei in Baden-Württemberg trat auch der Neckar bei Tübingen über die Ufer. In Reutlingen wurden am Sonntag zwei Menschen vermisst – sie könnten in die Echaz, einem Neckarzufluss, gefallen sein. Im Nachbarort Gönningen trat die Wiezaz über die Ufer und überschwemmte die Produktionsanlagen einer Firma, eine Schule und eine Turnhalle.

    Auch in Sachsen-Anhalt blieb die Hochwasserlage kritisch. An den Pegeln Camburg und Naumburg an der Saale sowie Oberthau an der Weißen Elster gilt weiter die höchste Warnstufe 4. „Die Wasserstände werden eher noch weiter steigen, weil die Wassermassen aus Sachsen und Thüringen zu uns hereindrücken“, sagte Lutz Blech vom Katastrophenschutz in Naumburg.

    In Baden-Württemberg waren Helfer im Südwesten des Landes nach Überflutungen und Erdrutschen am Wochenende zu mehr als 3000 Einsätzen ausgerückt. Gut 6000 Helfer etwa von der Feuerwehr oder des Technischen Hilfswerks seien landesweit im Einsatz gewesen, bilanzierte Innenminister Reinhold Gall (SPD) am Sonntag.

    Auf weiten Strecken von Rhein, Main und Neckar wurde die Schifffahrt wegen des Hochwassers gestoppt. Am Mittelrhein wurden weitere Überschwemmungen erwartet. Am Sonntagabend dürfte der Schiffsverkehr auch dort eingestellt werden, schätzte das Hochwasserzentrum Mainz.

    Lage in Unterfranken

    In Unterfranken sollen die Pegel in den nächsten Tagen wieder steigen. Am Sonntag hatte die Hochwasserlage sich vorübergehend beruhigt. Vollgelaufene Keller, überschwemmte Straßen, umgestürzte Bäume oder abgerutschte Böschungen wurden aus zahlreichen Orten gemeldet. Aus dem Main nahe dem Gut Dächheim (Lkr. Schweinfurt) wurde am Sonntagmorgen ein Auto gefischt: Das Hochwasser hatte einen Angler überrascht und sein Auto „mitgenommen“.

    Im Landkreis Rhön-Grabfeld erlebten die Feuerwehren am Samstagmorgen gegen 6 Uhr einen Einsatzmarathon in Bad Neustadt, Mellrichstadt, Hendungen, Bahra, Mühlbach, Löhrieth und Saal an der Saale. Dort hatten sich Wege und Straßen teilweise in reißende Bäche verwandelt und Gebäude überflutet. Das Wasser kam nicht von den Flüssen wie Fränkische Saale, Brend oder Streu, sondern war Oberflächenwasser, das sich auf den durchtränkten Feldern gesammelt hatte und abfloss.

    In Röttingen (Lkr. Würzburg) entsprach die Überflutung nach den Worten von Bürgermeister Martin Umscheid einem Hochwasser, wie es statistisch gesehen alle 50 Jahre einmal auftritt. Er macht dafür vor allem die großen Wassermengen verantwortlich, die von der Gollach und der Steinach in die Tauber eingeleitet wurden. Mit einem Pegel von 407 Zentimetern habe die Gollach den höchsten Wasserstand seit Beginn der amtlichen Aufzeichnungen erreicht.

    Am Maindreieck wird am Montag der Scheitel der Hochwasserwelle erwartet. Am Sonntag gegen 14 Uhr erreichte der Pegel Trunstadt mit 519 Zentimetern einen vorläufigen Höchststand. Der Pegel Schweinfurt steigt nach den amtlichen Prognosen noch mindestens bis in die Mittagsstunden des heutigen Montags.

    Die Hochwasserlage in Würzburg galt am Sonntagnachmittag als ernst, aber nicht dramatisch. Laut Hochwassernachrichtendienst stand der Pegel um 17 Uhr bei 4,48 Metern. Am Montag könnte sogar die Fünf-Meter-Marke erreicht werden. Ab einem Pegel von 5,10 Metern gilt in Würzburg die Meldestufe drei. Die Schifffahrt ist seit Freitagmorgen eingestellt. Pendler in die Stadt sollten sich ab Montag wegen Sperrungen auf erhebliche Einschränkungen im Stadtverkehr einstellen. Für zahlreiche Parkhäuser in Ufernähe gibt es nach und nach Einschränkungen.

    In Österreich und der Schweiz hielt das Hochwasser ebenfalls Tausende Katastrophenhelfer in Atem. In beiden Alpenländern wurden Straßen und Eisenbahnlinien überflutet oder von Hangrutschen unterbrochen. Besonders stark betroffen war der an Bayern grenzende Innkreis in Österreich. Die Ortschaft Ettenau wurde evakuiert, nachdem die Salzach über die Ufer getreten war.

    Aus den Nachbarländern

    In Tschechien droht die Moldau die Prager Altstadt zu überfluten. Ein Wochenendhaus bei Prag stürzte über dem matschigen Untergrund ein. Die Hausbesitzerin starb, wie die nationale Agentur CTK meldete. An zwei Flüssen in Böhmen wurden drei Wassersportler vermisst. Die Polizei musste die Suche nach ihnen wegen der hohen Pegelstände abbrechen. Straßen und Bahnstrecken im Süden und Westen des Landes wurden überschwemmt und deshalb gesperrt. Die Regierung schickte rund 200 Soldaten zum Hilfseinsatz.

    Für die nächsten Tage kündigt der Deutsche Wetterdienst (DWD) leichte Erholung an. Der Dauerregen im Süden und Osten lasse bereits im Laufe des Montags langsam nach, teilte der DWD am Sonntag in Offenbach mit. Gleichzeitig setzt sich von Westen her allmählich leichter Hochdruckeinfluss durch. Die Höchsttemperaturen steigen bis auf 20 Grad, nur in den Regengebieten bleibe es mit bis zu zehn Grad weiter kalt. Text: Aus unseren Lokalredaktionen und von dpa

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