Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

BERLIN: Salafisten-Moschee „Fussilet 33“ verboten

BERLIN

Salafisten-Moschee „Fussilet 33“ verboten

    • |
    • |
    Polizisten stehen vor der Fussilet-Moschee in Berlin-Moabit.
    Polizisten stehen vor der Fussilet-Moschee in Berlin-Moabit. Foto: Foto: Gregor Fischer, dpa

    Sie kamen um sechs Uhr in der Früh. Rund 460 Polizistinnen und Polizisten, zum Teil mit Schutzwesten bekleidet und mit Maschinenpistolen im Anschlag, nahmen am Dienstag einen gezielten Schlag gegen die radikalislamistische Salafisten-Szene in Berlin vor.

    Sie durchsuchten insgesamt 24 Objekte in mehreren Bezirken der Hauptstadt, neben diversen Wohnungen auch zwei Geschäftsräume sowie sechs Zellen in den Justizvollzugsanstalten Moabit und Tegel. Dabei wurde nach Angaben der Polizei umfangreiches Beweismaterial sichergestellt.

    Im Zentrum der Großrazzia stand der ebenso umstrittene wie berüchtigte Moscheeverein „Fussilet 33“, der unmittelbar zuvor vom rot-rot-grünen Senat verboten worden war. Der Verein, der in einem Altbau in der Perleberger Straße in Moabit eine Moschee betrieb, die als Treffpunkt radikaler und gewaltbereiter Islamisten sowie als Anlaufstelle für Salafisten galt, stand schon seit mehreren Jahren im Visier der Polizei und des Verfassungsschutzes. Mehrfach wurden die Gebetsräume, die genau gegenüber einer Polizeiwache liegen, von Sicherheitskräften durchsucht.

    Bundesweit bekannt wurde die Moschee, weil in ihr auch der Tunesier Anis Amri verkehrte, der wenige Tage vor Weihnachten einen polnischen Sattelschlepper kaperte und mit diesem auf den Weihnachtsmarkt auf dem Breitscheidplatz donnerte. Zwölf Menschen kamen bei diesem Anschlag ums Leben, 50 wurden zum Teil schwer verletzt.

    Schon damals wurden die Rufe nach einer Schließung der Moschee und einem Verbot des Vereins laut. Anfang Januar bereits teilte die Innenverwaltung mit, man arbeite „mit Hochdruck“ an einem Verbotsantrag gegen den Moscheeverein. Am Dienstag erfolgte das Verbot – es trat mit der Zustellung der Verfügung um 6 Uhr morgens in Kraft. Die Moschee selber war bereits seit Wochen geschlossen.

    „Menschen, die Islamisten rekrutieren, sind hier nicht willkommen“, sagte Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD). Nach seinen Worten habe es keinerlei Hinweise gegeben, dass konkret weitere Anschläge geplant worden seien. Das Verbot sei nicht nur wegen der Kontakte des Moscheevereins zu Anis Amri ausgesprochen worden, sondern auch, weil es sich der Verein zur Aufgabe gemacht habe, Kämpfer für den Dschihad zu rekrutieren.

    Dieser Vorwurf steht schon seit längerem im Raum. Nach Erkenntnissen des Berliner Landesamtes für Verfassungsschutz war die Moschee ein Treffpunkt radikaler Islamisten, zuletzt überwiegend aus Tschetschenien, die mit den Terrormilizen des IS sympathisierten und aktiv Kämpfer in Syrien unterstützt haben.

    Gegen mehrere Vertreter des Vereins liefen aus diesem Grund auch Strafverfahren. So wurde Gadzhimurad K., ein russischer Staatsbürger aus der muslimisch geprägten Kaukasusregion Dagestan, der unter dem Namen Murad A. in der Moschee als Imam auftrat, im August vergangenen Jahres zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten verurteilt, weil er für den IS um Unterstützer warb.

    „Menschen, die Islamisten rekrutieren, sind hier nicht willkommen.“

    Andreas Geisel, Berlins Innensenator

    Zudem wurde gegen ihn ermittelt, weil er für den IS hochwertige Nachtsichtgeräte und Zielfernrohre besorgt haben soll. Das Urteil ist allerdings noch nicht rechtskräftig.

    Zwei weitere Mitglieder des Moscheevereins, Ismet D. und Emin F. aus der Türkei, die ebenfalls 2015 festgenommen wurden und in Kontakt zu Murad A. standen, wurden ebenfalls wegen Unterstützung einer terroristischen Vereinigung verurteilt.

    Ausdrücklich wollte der Berliner Innensenator das Verbot des Vereins „Fussilet 33“ als Signal an die gesamte extremistische Szene in Berlin verstanden wissen. „Wir reden heute über ,Fussilet 33‘, aber wir haben auch alle Extremisten im Auge, die die gleichen Ziele verfolgen.“ Dies könnte auch für die ebenfalls umstrittene Al-Nur-Moschee in Neukölln gelten, an der in der Vergangenheit sogenannte „Hass-Prediger“ auftraten. Die Ermittlungen seien am Laufen. „Wir haben noch weitere Vereine im Blick.“

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden