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PARIS: Sarkozy, der abgehörte Präsident

PARIS

Sarkozy, der abgehörte Präsident

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    Die beiden Abhörskandale, die Frankreichs Ex-Präsidenten Nicolas Sarkozy und sein Umfeld in der vergangenen Woche erschütterten, drehen sich in dieser weiter. Am Montag verhandelte ein Gericht im Eilverfahren über die Klage Sarkozys und seiner Frau Carla Bruni, die eine sofortige Löschung von peinlichen Gesprächsmitschnitten aus dem Internet fordern. Medien hatten die Aufzeichnungen von Unterhaltungen mit politischen Vertrauten aus dem Jahr 2011 veröffentlicht, auf denen Zwischenrufe der First Lady zu hören sind und die sein früherer Berater Patrick Buisson heimlich gemacht hatte. Darin wird nicht nur über das in Brunis Augen mickrige Gehalt ihres Mannes, des Präsidenten, gespottet, sondern auch über Regierungsmitglieder gelästert. Die Entscheidung der Richter über die Rechtmäßigkeit der Veröffentlichung wird für Freitag erwartet.

    Weitaus bedrohlicher für den früheren Staatschef erscheint die Information, dass auf richterliche Anordnung über Monate hinweg die Gespräche mit seinem Anwalt mitgehört wurden und Ermittlungen im Verdacht der Einflussnahme und Verletzung des Untersuchungsgeheimnisses laufen.

    Häufige Treffen mit Tapie

    Am heutigen Dienstag entscheidet das höchste Gericht des Landes, ob Sarkozys Terminkalender im Parteispendenskandal um die L'Oréal-Erbin Liliane Bettencourt rechtmäßig beschlagnahmt wurden. Zwar wurden die Ermittlungen gegen ihn eingestellt mangels Beweisen für den Verdacht, er habe die Altersschwäche der greisen Milliardärin ausgenutzt, um 2007 illegale Wahlkampfgelder zu erhalten. Sarkozys Terminplaner enthüllen auch die häufigen Treffen mit dem Geschäftsmann Bernard Tapie, dem bei einem umstrittenen privaten Schiedsspruch 403 Millionen Euro aus der Staatskasse zugesprochen wurden, und erhärten den Verdacht der Begünstigung.

    Aus den abgehörten Gesprächen mit Sarkozys Verteidiger geht hervor, dass er sich von einem der höchsten Richter Frankreichs, Gilbert Azibert, über den Stand der Ermittlungen informieren ließ, welcher wiederum sich einen luxuriösen Posten in Monaco erhofft haben soll. Azibert hat inzwischen versucht, sich das Leben zu nehmen. Ursprünglich wurden die Telefone von Sarkozy, sowie drei enger Vertrauter von ihm im Zuge von Ermittlungen wegen angeblicher Wahlkampffinanzierung 2007 durch den früheren libyschen Machthaber Muammar al-Gaddafi abgehört. Al-Gaddafi selbst und sein Umfeld sprachen von Zuwendungen in Höhe von 50 Millionen Euro.

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