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MÜNCHEN: Seehofer und der Guttenberg-Faktor

MÜNCHEN

Seehofer und der Guttenberg-Faktor

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    Strahlendes CSU-Quartett in München (von links): Generalsekretär Alexander Dobrindt, seine Stellvertreterin Dorothee Bär, Parteichef Horst Seehofer und Spitzenkandidat Markus Ferber.
    Strahlendes CSU-Quartett in München (von links): Generalsekretär Alexander Dobrindt, seine Stellvertreterin Dorothee Bär, Parteichef Horst Seehofer und Spitzenkandidat Markus Ferber. Foto: FOTO dpa

    Zu Fuß spaziert CSU-Chef Horst Seehofer von der Parteizentrale in der Nymphenburger Straße zur Wahlparty in der nahegelegenen Hanns-Seidel-Stiftung in der Lazarettstraße. Langsam schreitet er über den vor der Tür ausgelegten blauen Teppich. Und er bemüht sich bei der Wahl der ersten Worte in die Kameras und Mikrofone um Demut und Bescheidenheit: Nur „eine Zwischenetappe“ sei das prognostizierte Ergebnis von knapp 50 Prozent für die CSU. Bis zur Bundestagswahl Ende September habe man noch viel Arbeit vor sich. Und: „Ich habe mit diesem Ergebnis nicht gerechnet, es gab viel Gegenwind.“ Zuletzt habe er aber „ein Gespür gehabt, das Anlass gegeben hat zur Zuversicht“.

    Drinnen bei den CSU-Partygästen sind schon deutlich kräftigere Töne zu hören: „Das Signal ist klar: Wir sind wieder da“, erklärt etwa der CSU-Europaabgeordnete Manfred Weber. Die gefühlte neue Stärke nutzt Weber prompt für einen kleinen Seitenhieb auf die Schwesterpartei CDU: „Wir bringen unseren Anteil zum Erfolg der Union“, stichelt er. Vor allem in der Wirtschaftspolitik müsse die CDU darauf reagieren: „Denn Guttenberg ist für uns mit ein Erfolgsfaktor gewesen.“

    Obwohl der Bundeswirtschaftsminister nicht persönlich da ist, ist er ein Hauptgesprächsthema beim Smalltalk an den Stehtischen. Denn die kritische Haltung von Karl Theodor zu Guttenberg zum allzu freigiebigen Umgang mit Staatshilfen für kränkelnde Firmen kam im Endspurt des CSU-Wahlkampfs der Schilderung mehrerer CSU-Funktionäre zufolge gut an. Seehofer selbst gibt sich hingegen zum Einfluss Guttenberg auf das unerwartet gute Wahlergebnis zurückhaltend: „Über Strategie und Taktik reden wir nicht in der Öffentlichkeit“, blockt er ab. Um dann doch anzufügen, natürlich sei der „Guttenberg-Faktor“ aufgegangen.

    Doch auch die Wahlkampagne der CSU wird als Grund für den Erfolg gesehen: Mit dem – zuvor auch intern kritisierten – Slogan, nur die CSU gebe Bayern eine eigene Stimme in Europa, habe man offenbar „den richtigen Nerv getroffen“, findet CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt. Und auch die massive Briefwahlkampagne sei richtig gewesen „um den Menschen zu sagen, dass es trotz der Ferien wichtig ist, wählen zu gehen“.

    Vor laufenden Kameras legt dann auch Parteichef Seehofer noch einmal eine Schippe Selbstbewusstsein drauf: „Ich darf heute vermelden: Die Christlich Soziale Union ist wieder da.“ Die Wahrheit liege nun einmal „in der Wahlurne“ und nicht in den oft negativen „Kommentierungen, Prognosen und Bewertungen“ zuvor. Die Wahl sei zweifellos „meine erste Bewährungsprobe“ gewesen, erklärt Seehofer wenig später in einem Interview. Und auch die erste Bewährungsprobe „für die neue CSU“. Von einem „Signal“ für die Bundestagswahl zu sprechen, lehnt er standhaft ab: „Wir müssen auf dem Boden bleiben und noch einen Zahn zulegen“, fordert er.

    Ex-Parteichef Edmund Stoiber sieht seine Partei dagegen schon wieder zu alten Höhen streben: Die CSU sei zurück auf dem Weg zur „klassischen Stärke“, teilt er in einer Stellungnahme mit. Die Wahl erinnere ihn an die Europawahl 1994, so Stoiber weiter, „als wir auch nach einer schwierigen Lage wieder nach oben gekommen sind“.

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