Militärisch ist die Sache so gut wie entschieden. Und damit auch politisch. Der syrische Diktator Baschar al-Assad hat trotz gewaltiger Verluste in dem seit 2011 tobenden Bürgerkrieg die zersplitterte Opposition niedergerungen. Niemand macht ihm die Macht streitig. Dafür sorgen schon die beiden wichtigsten und stärksten Verbündeten, die man in dieser Region haben kann – Russlands Präsident Wladimir Putin und das Mullah-Regime im Iran. Weder Moskau noch Teheran haben ein Interesse daran, dass Assad gestürzt wird und das ohnehin fragile politische System im Nahen und Mittleren Osten, schon in normalen Zeiten ein Pulverfass mit mehreren glimmenden Lunten, endgültig aus dem Gleichgewicht gerät.
Aber auch der Westen hat, ohne es eigentlich zu wollen, seinen Beitrag dazu geleistet, dass Assad seine Macht retten konnte. Denn eine breite internationale Koalition nahm den Kampf gegen die Terrormilizen des selbst ernannten „Islamischen Staates“ (IS) auf, die in ihren Hochzeiten über die Hälfte des syrischen Staatsgebietes und den Norden des Iraks kontrollierten.
Die Bundeswehr beteiligt sich bis heute sowohl aktiv als auch indirekt in der Region am Kampf gegen den IS – mit den sechs ursprünglich im türkischen Incirlik, nun in Jordanien stationierten Tornados, die hochauflösende Lagebilder über Stellungen des IS produzieren, und einem Tankflugzeug sowie mit Waffenlieferungen an die kurdischen Peschmerga und mit Ausbildern im nordirakischen Erbil.
Das militärische Engagement war erfolgreich. Der IS ist weitgehend vernichtet, längst hat er den größten Teil seines Herrschaftsgebiets in Syrien wieder verloren, ob sein Anführer Abu Bakr al-Baghdadi noch lebt, ist unklar. Russlands Präsident Putin erklärte den IS bereits für besiegt. Doch zum Jubeln ist es zu früh, für eine dauerhafte Entwarnung gibt es keinen Anlass. Bei ihrem Besuch bei den in Jordanien stationierten Bundeswehrsoldaten konnte sich Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen davon überzeugen, dass der IS zwar schwere Verluste hinnehmen musste, aber noch immer in der Lage ist, Dörfer im Nordwesten Syriens zurückzuerobern. Ein vorschneller Abzug der Soldaten würde die Erfolge wieder zunichte machen.