Der EU-Austritt des Königreichs wird eher hart als weich, der Bruch mit Brüssel klar statt unübersichtlich. So lässt sich Theresa Mays Rede zusammenfassen, was so viel heißt wie: Großbritannien will sich komplett von der Gemeinschaft lösen. Wer kurz nach dem Brexit-Votum noch dachte, das Land werde einen Rückzieher machen oder sich Teile der Mitgliedschaft trotz Austritts bewahren, hat den Frust vieler Briten über die EU unterschätzt.
Nun endlich liefert die seit Monaten herumlavierende Premierministerin zumindest einige Antworten. Die Hängepartie hinsichtlich ihrer Prioritäten ist vorbei. Goodbye zur Mitgliedschaft im europäischen Binnenmarkt. Goodbye zur Zollunion: Mays Kurs ist konsequent, obwohl vieles darauf hindeutet, dass ihr noch immer eine genaue Strategie fehlt.
Was soll etwa aus all den Einwanderern auf der Insel werden? Trotz lückenhafter Darlegung schlug May aber einen selbstbewussten Ton an. Im Grunde, so klang es in ihrer Rede durch, hielt Europa Großbritannien immer dabei zurück, sein wahres Schicksal als globale Handelsmacht zu finden. Das soll sich ändern.
Gleichwohl wurde man das Gefühl nicht los, dass alles ist wie eh und je: Das Königreich droht und fordert, etwa ein umfassendes Freihandelsabkommen. Und die EU soll erfüllen. Fast wie in vergangenen Zeiten, als der bevorzugte Sonderschüler aus London seine Rosinen pickte und am Ende trotzdem unzufrieden die Schuld für alles, was schieflief, in Brüssel suchte. Es liegt jetzt an den 27 restlichen EU-Ländern, als starke Gemeinschaft aufzutreten.
May legt den Fokus auf Immigration und die Kontrolle der Grenzen und beugt sich damit lautstarken EU-Gegnern. Dabei offenbarte ihre Rede einen großen Widerspruch: Das Ziel, ein wahrhaftig „globales“ Britannien zu etablieren, wird scheitern ohne Einwanderung. Gleichzeitig ist die Gefahr, dass Unternehmen, Banken und Dienstleister von der Insel fortziehen, Arbeitsplätze wegfallen und Steuereinnahmen sinken, real. Auch wenn sich die Wirtschaft deutlich robuster gezeigt hat, als viele es erwartet haben.