Die Zahl der Drogentoten in Deutschland ist auf den niedrigsten Stand seit 1988 gefallen. Insgesamt starben im vergangenen Jahr 944 Menschen an den Folgen ihres Drogenkonsums, das waren 42 weniger als ein Jahr zuvor. Todesursache Nummer eins sind nach wie vor Überdosen von Heroin, meist in Verbindung mit anderen Drogen und Alkohol. Immer größere Sorgen macht Politik und Polizei allerdings der Run auf synthetische Drogen wie das gefürchtete Crystal Meth.
2012 haben die staatlichen Drogenfahnder mehr als 75 Kilogramm des Aufputschmittels sichergestellt, fast doppelt so viel wie ein Jahr zuvor. Vor allem im bayerisch-tschechischen Grenzgebiet ist die neue In-Droge weit verbreitet, die schnell abhängig macht und bei längerem Konsum schwere körperliche Schäden verursacht. Teilweise besorgen sich Dealer und Abhängige ihr Crystal direkt in Tschechien, wo es in kleinen Drogenküchen hergestellt wird, teilweise wird es auch illegal auf sogenannten Asiamärkten in grenznahen Städten vertrieben, meist in bunten Tütchen mit wenigen Gramm Inhalt. Anders als bei klassischen Drogen wie Heroin oder Kokain, wo Anbau, Schmuggel und Verkauf häufig in den Händen regelrechter Kartelle liegen, arbeiten hier Hunderte von Herstellern und Händlern auf eigene Rechnung.
Wer zu Crystal Meth greift und warum, ist der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans (FDP), noch ein Rätsel. In den einschlägigen Statistiken erarbeitet die Droge sich allerdings bereits traurige Spitzenplätze. Bei den Verdächtigen etwa, die die Polizei zum ersten Mal mit einer Droge ertappt, findet sie heute häufiger Crystal Meth als Heroin. In Berlin ist das Amphetamin gerade dabei, sich einen zweifelhaften Ruf als neue Partydroge zu erarbeiten.
Im Kampf gegen die klassischen Drogen meldet die Polizei dagegen weitere Erfolge. So sind alleine im vergangenen Jahr in Deutschland 809 illegale Cannabisplantagen aufgeflogen, 92 mehr als ein Jahr zuvor. Von den Plänen der Grünen, den Besitz von Cannabis für den Eigenbedarf zu legalisieren, halten weder Dyckmans noch der Präsident des Bundeskriminalamts (BKA), Jörg Ziercke, etwas. Haschisch und Marihuana seien keine sanften Drogen, sondern sehr gefährliche, warnt die FDP-Politikerin.
Obwohl die deutschen Behörden im vergangenen Jahr 1258 Kilogramm Heroin und 242 Kilogramm Kokain sichergestellt haben, ist Deutschland nach Einschätzung des BKA weiterhin ein Transitland für den europäischen Drogenhandel. Nach wie vor kommt das Heroin für den europäischen Markt vor allem aus Afghanistan, Kokain aus Kolumbien, Peru und Bolivien. Haschisch wird häufig aus Marokko über den Seeweg nach Europa geschmuggelt.
Dass die Zahl der Drogentoten in Bayern entgegen dem Bundestrend von 177 auf 213 gestiegen ist, lastet die SPD-Bundestagsabgeordnete Angelika Graf auch der Staatsregierung in München an. Aus ideologischen Gründen verhindere sie Drogenkonsumräume, die nachweislich Leben retteten. Bundesweit sind acht von zehn Drogentoten Männer, allerdings hat die Zahl der Frauen unter den Opfern zuletzt deutlich zugenommen – von 144 auf 177.