Panik am Pokertisch: Vier maskierte Räuber haben am helllichten Tag in Berlin eines der größten europäischen Pokerturniere überfallen und einen Teil des Millionen-Jackpots erbeutet. Mit Schusswaffen und einer Machete stürmten sie am Samstagnachmittag in das Luxushotel „Grand Hyatt“ am Potsdamer Platz, griffen nach den Geldscheinen und flüchteten nach einem heftigen Handgemenge mit Sicherheitskräften unerkannt.
Auch am Sonntag hatte die Polizei noch keine heiße Spur von den Tätern, die unmittelbar nach dem spektakulären Raub in den Menschenmassen auf Berlins zentraler Einkaufsmeile untertauchten.
Auch Prominente am Start
Ernsthaft verletzt wurde bei dem Überfall niemand. Unklar ist allerdings, wie viel Geld die Täter erbeutet haben. Während die Veranstalter von der European Poker Tour von einer „geringen Geldmenge“ sprachen, nannten verschiedene Medien Summen von 200 000 Euro und mehr. Die „Berliner Morgenpost“ zitierte einen Hotel-Mitarbeiter mit den Worten: „Wir haben rund 80 Prozent der Beute retten können.“
Dass die Maskierten einen Teil des Geldes zurücklassen mussten, ist vor allem dem Einsatz eines Wachmannes zu verdanken: Er rang einen der Täter zu Boden; der Mann wurde zwar von seinen Komplizen befreit, musste aber einen Teil der Beute zurücklassen.
Bei dem Pokerturnier um den Hauptgewinn von einer Million Euro waren zu Wochenbeginn auch Prominente am Start: Ex-Tennisprofi Boris Becker und Fernsehmoderatorin Charlotte Roche waren ebenso früh ausgeschieden wie Titelverteidigerin Sandra Naujoks – in der Pokerszene als „Black Mamba“ bekannt. Aber es gab noch andere Runden: So stand am Samstag unter anderem der „High-Roller“-Wettbewerb auf dem Programm, bei dem jeder Teilnehmer ein außergewöhnlich hohes Startgeld von 10 000 Euro zahlen musste. Deshalb dürfte viel Geld in der Kasse gewesen sein, die sich im Foyer befand.
Einzahlung hinter Panzerglas
Als die Täter den Vorraum stürmten, brach auch an den Pokertischen Panik aus. Rund 500 Personen hielten sich in dem Raum auf. „Das war wie eine La-Ola-Welle“, berichtete einer der Anwesenden. Spieler ließen ihre Karten fallen und rannten aufgeregt durcheinander. Einige suchten Schutz unter den Spieltischen, andere flüchteten durch einen Hinterausgang. Zu der Panik trug bei, dass einige Anwesende einen Amoklauf befürchteten. Das Pokerturnier wurde bereits am Samstagabend nach mehrstündiger Unterbrechung fortgesetzt.
Einige Teilnehmer erhoben schwere Vorwürfe wegen mangelhafter Sicherheitsvorkehrungen. „Einfacher kann man es denen nicht machen“, berichtete Mark B., ein Spieler aus dem Ruhrgebiet: „Die saßen da hinter dem Schalter und haben das Geld gezählt.“ Normalerweise werde der Startgeld bei solchen Turnieren an Kassenhäuschen mit Panzerglas gezahlt.
Die Berliner Organisatoren wollten am Sonntag keine Stellung mehr nehmen. Erste Konsequenzen wurden allerdings rasch gezogen: Anders als an den Vortagen musste das Startgeld am Sonntag in der gegenüberliegenden Spielbank gezahlt werden. Dort stehen gleich mehrere verglaste Kassenhäuschen.
Bei dem Pokerturnier, das am Dienstag mit fast 1000 Teilnehmern gestartet war, ging es um eine Siegprämie von einer Million Euro. Insgesamt waren 4,6 Millionen Euro an Preisgeldern zu verteilen.