Der 49 Jahre alte Bundesrichter Neil Gorsuch soll nach dem Willen von US-Präsident Donald Trump neuer Richter am höchsten US-Gericht, dem Supreme Court, werden. Trump benannte den konservativen Juristen aus dem Bundesstaat Colorado.
Neil Gorsuch jagt gern und geht Fliegenfischen; er hält Pferde und erholt sich beim Skifahren: Donald Trumps Kandidat für den Obersten Gerichtshof ist Outdoor-Fan; sein Heimatstaat Colorado liegt mitten im Kernland. Doch diesmal ist nicht nur die Basis des neuen Präsidenten zufrieden. Trump habe so gut wie nichts richtig gemacht, kommentierte die liberale „New York Times“ die Personalie – bis zu dieser Nominierung. Der ehemalige Ethikberater von Ex-Präsident Barack Obama, Norman Eisen, meldete sich per Twitter: „Ein großartiger Mann!“
Eisen muss es wissen: Obama und er gehörten 1991 an der Harvard Law School zum gleichen Abschlussjahrgang wie Gorsuch. Mit den Universitäten Columbia und Oxford hat der Supreme-Court-Kandidat zwei weitere Elite-Hochschulen durchlaufen, bevor er seine Karriere begann.
In seiner bekanntesten Stellungnahme hat der Episkopale sich dagegen ausgesprochen, religiösen Organisationen Krankenversicherungspflichten aufzuerlegen, die Verhütungsmethoden beinhalten. Christliche Symbole auf öffentlichen Flächen signalisieren ihm nicht zwingend staatliche Bevorzugung. Gorsuch hat entschieden gegen die Legalisierung von Sterbehilfe argumentiert, die mittlerweile in sechs Bundesstaaten erlaubt ist.
Am wichtigsten ist vielen Konservativen aber, dass Gorsuch als Vertreter von „Originalism“ und „Textualism“ gilt – Auffassungen, denen zufolge Richter die Verfassung aus ihrem Gründungskontext verstehen sollen, statt sie im Licht der Gegenwart zu interpretieren. Bei Entscheidungen über spätere Vorschriften sind Formulierungen entscheidend, nicht die Absicht von Gesetzgebern oder die Konsequenzen.
Gorsuchs bisherige Karriere lässt vermuten, dass er die Rolle von Bundesstaaten und Richtern gegenüber den Behörden in Washington stärken will. Er hat aber auch schon gegen den konservativen Zeitgeist votiert, etwa beim Thema Strafrecht. Beobachter attestieren ihm eine geistige Unabhängigkeit, die sich auch gegen die neue Regierung richten könnte. mit Informationen von dpa