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ATHEN: Überfischung bedroht Delfine

ATHEN

Überfischung bedroht Delfine

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    Im Mittelmeer gibt es immer weniger Delfine. Laut WWF besteht durch Überfischung die Gefahr, dass die Meeressäuger dort aussterben.
    Im Mittelmeer gibt es immer weniger Delfine. Laut WWF besteht durch Überfischung die Gefahr, dass die Meeressäuger dort aussterben. Foto: FOTO dpa

    „Aber solche Begegnungen werden immer seltener“, sagt der 66-jährige Konstantinos Karalis, der seit über vier Jahrzehnten als Skipper auf seiner Segeljacht mit Urlaubern durch die griechischen Gewässer kreuzt. Dass Karalis immer weniger Delfine sieht, ist kein Zufall. Die Meeressäuger sind im Mittelmeer vom Aussterben bedroht. Die Naturschutzorganisation WWF schlägt jetzt gemeinsam mit 13 weiteren nationalen und internationalen Gruppen Alarm: Vor allem die Zahl der Spezies „Delphinus delphis“, des besonders im ionischen Meer früher häufig anzutreffenden Gemeinen Delfins, geht von Jahr zu Jahr drastisch zurück.

    Könige der Meerestiere

    Die Griechen der Antike verehrten die Delfine als göttliche Geschöpfe. Ein Delfin, so der Mythos, brachte den Sonnengott Apoll, der auf einer Insel mitten im Meer geboren wurde, an Land. Die Delfine als „Könige der Meerestiere“ galten als klug, schön, lebensfroh und menschenfreundlich. Sie waren als selbstlose Retter unzähliger Schiffbrüchiger ein gutes Omen für Seefahrer und Fischer. Schon die alten Griechen sagten ihnen heilende Kräfte nach, die heute in der Delfintherapie neu entdeckt werden. Wer einen Delfin töte, ziehe sich den Zorn der Götter zu, hieß es in der Antike.

    Wenn das stimmt, haben die heutigen Griechen ein Problem. Denn sie entziehen den Tieren systematisch ihre Lebensgrundlage. Der WWF ermittelt die Zahl der Delfine seit Mitte der 1990er Jahre kontinuierlich. Diese Beobachtung ist möglich, weil die Tiere immer wieder an die Oberfläche kommen und eine individuelle Zeichnung tragen.

    Noch 1996 gab es nach Angaben des WWF im Seegebiet zwischen den ionischen Inseln Lefkas und Kalamos, das als wichtigstes Refugium des Delphinus delphis im östlichen Mittelmeer gilt, etwa 150 dieser Tiere. 2003 waren es bereits weniger als 60, und 2007 war ihre Zahl auf 15 geschrumpft. Damit steht die Art im östlichen Mittelmeer kurz vor dem Aussterben. Der Hauptgrund: die Fischerei. Nicht nur verfangen sich immer mehr Delfine in den immer „perfekteren“ Netzen der Fischkutter. Die chronische Überfischung des Seegebiets zwischen Lefkas und Kalamos beraubt sie auch ihrer Nahrung: Die Fischerei habe „zu einem Zusammenbruch des Ökosystems und zu einer Verkümmerung der maritimen Fauna geführt“, heißt es in dem jüngsten Bericht des WWF. Dabei steht das Seegebiet südöstlich von Lefkas im Rahmen des Programms Natura 2000 eigentlich unter besonderem Schutz.

    Dressierte Showstars

    In anderen Regionen des Mittelmeeres sieht es nicht viel besser aus. So ist in der Adria die Zahl der Großen Tümmler in den vergangenen zehn Jahren um etwa ein Drittel auf 220 Tiere zurückgegangen. Der Große Tümmler ist nicht nur aus zahlreichen Delfinarien bekannt, sondern auch aus der US-Fernsehserie „Flipper“, die in den 1960er Jahren ein großer Erfolg war. Damit die Tiere nicht nur als dressierte Showstars in Delfinarien eine Zukunft haben, fordern der WWF und die anderen Naturschutzorganisationen jetzt von der griechischen Regierung und der Europäischen Union, im Seegebiet um Lefkas auf die strikte Einhaltung der Natura-2000-Auflagen zu achten. Dazu gehören begrenzte Fangquoten und Einschränkungen bestimmter Fischereimethoden auf einzelne Monate im Jahr.

    Um die Fischbestände zu schützen, fordert der WWF auch, Netze mit größeren Maschen vorzuschreiben. Die Beschränkungen, so sagen die Naturschützer, lägen letztlich auch im Interesse der Fischerei. Die griechischen Fischer erhöhten zwar durch effizientere Techniken und immer größere Netze zwischen 1970 und 1994 ihren Fang fast auf das Dreifache. Seit Mitte der 90er Jahre gingen die Erträge aber um fast 50 Prozent zurück – eine direkte Folge der jahrzehntelangen Überfischung der griechischen Gewässer.

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