(dpa) Das in der Vertrauenskrise steckende Kinderhilfswerk UNICEF Deutschland hat nach falschen Angaben über Provisionszahlungen nun auch sein Spendensiegel verloren. Das vom Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) jährlich neu vergebene Siegel gilt als Garant für die Seriosität einer Hilfsorganisation.
Das DZI nannte als Hauptgrund der Aberkennung drei Provisionszahlungen: UNICEF habe von 2004 bis 2007 drei professionelle Spendenwerber, sogenannte Fundraiser, erfolgsabhängig bezahlt. Bei den jährlichen Prüfungen seit 2005 sei dies wahrheitswidrig verschwiegen worden. Dies nannte das DZI „besonders schwerwiegend“. Die Prüfer des DZI konnten diese Verstöße erst durch anonyme Hinweise und Medienberichte aufdecken. „Obwohl dem Vorstand von UNICEF spätestens seit dem Eingang anonymer Hinweise im Mai 2007 und einer Vorstandssitzung im Juni 2007 die Provisionszahlungen bekannt gewesen sind, erfolgte kein korrigierender Hinweis an das DZI“, teilte das Institut mit. Spätere Angaben aus der UNICEF-Zentrale in Köln hätten eher zur „Verschleierung“ beigetragen.
Nach wochenlanger heftiger Kritik an UNICEF Deutschland wegen des Umgangs mit Spendengeldern waren die Vorsitzende Heide Simonis und der Geschäftsführer Dietrich Garlichs bereits zurückgetreten. Die Kölner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Garlichs wegen des Anfangsverdachts der Untreue.
Ursprünglich hatte das DZI geplant, trotz der Verstöße auf einen Siegel-Entzug zu verzichten und UNICEF stattdessen „strikt kontrollierte Auflagen“ zu machen. In den vergangenen Wochen sei aber deutlich geworden, dass die Mängel in Management, Aufsicht und Auskunftsverhalten derart gravierend seien, dass die Aberkennung unumgänglich wurde.
UNICEF will das Spendensiegel zurückgewinnen, was frühestens für 2010 möglich ist. Voraussetzung für die Vergabe ist unter anderem die sparsame und nachprüfbare Verwendung der Mittel sowie eine nachvollziehbare Rechnungslegung. UNICEF Deutschland hat durch die Krise bereits über fünf Prozent der 200 000 regelmäßigen Spender verloren.