Selbst Bundespräsidenten kommen um den Fußball nicht herum. So wird es keinen verdutzen, dass das grandioseste Bonmot, welches wir vom einstigen Staatsoberhaupt Johannes Rau kennen, sozusagen auf Stadion-Rasen erblühte. Als einst Emanzen Rau bestürmten, ob Fußball-Arenen nicht auch mal nach einer Frau benannt werden sollten, konterte er: „Wie soll das dann heißen – dem-Ernst-Kuzorra-seine-Frau-ihr-Stadion?“ Nun werden selbst die, die nicht wissen, dass jener Ernst Kuzorra (1905-1990) seit den 1940er Jahren auf Schalke wie eine menschgewordene Fußball-Supernova verehrt wird, doch so viel von diesem herrlichen Sport gehört haben – dass Frauen und Fußball in Männerköpfen in jeweils luftdicht abgeschlossenen Arealen existieren; mit Grenzen, gegenüber denen die zwischen Nordkorea und der Restwelt getrost als durchlässig bezeichnet werden dürften. Das liegt – wir schreiben die Wahrheit nur widerwillig – nicht nur an Männern; auch Frauen trifft eine Teilschuld. Viele wissen noch immer nicht, wann Abseits ist, viele laufen noch immer bei Elfmetern durchs Bild. Aber während die Herren hierzulande Damen doch wenigstens vor An- und nach Abpfiff tun und nicht tun lassen, was sie wollen, sieht man das in WM-Südafrika sichtbar rigoroser. Dort wurden während des Turniers 35 ukrainische Prostituierte ausgewiesen. Was durchaus verdutzt, weil die 35 Damen das grandioseste aller WM-Wunder schafften: Die Ukraine war gar nicht qualifiziert, ihr Profiteam gelangte trotzdem bis ins Achtelfinale. Ob man da nicht zumindest in Kiew mal ein Stadion nach einer Frau benennen sollte?
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