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BRÜSSEL: Verbindungen zu Kinderschänder Dutroux?

BRÜSSEL

Verbindungen zu Kinderschänder Dutroux?

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    Belgiens Bischöfe geraten immer tiefer in die Strudel des Missbrauchsskandals. Am Dienstag musste sich der 77-jährige Kardinal Godfried Danneels einem Verhör bei der Polizei stellen. Der Grund: Entgegen ersten Vermutungen waren bei einer Razzia im erzbischöflichen Palais doch pikante Unterlagen gefunden worden.

    Darunter sollen nicht nur Akten gewesen sein, die in den Besitz der Justiz gehörten, sondern auch Dossiers über den Kindermörder Marc Dutroux sowie Fotos der beiden von ihm missbrauchten und ermordeten Mädchen Julie und Melissa.

    Damit spitzt sich die Affäre immer mehr zu. Zu einem offenen Konflikt war es vor knapp zwei Wochen gekommen. Da hatten Sicherheitsbehörden den Bischofspalast in Mechelen bei Brüssel durchsucht, die anwesenden Mitglieder der Bischofskonferenz eine Stunde lang festgehalten, den Oberhirten alle Handys abgenommen und zum Schluss auch noch in der Kathedrale Gräber kirchlicher Würdenträger geöffnet.

    Der Vorgang war so unglaublich, dass sich selbst Papst Benedikt XVI. tadelnd in Richtung der belgischen Behörde äußerte. Kurz darauf trat die von den Oberhirten eingesetzte Untersuchungskommission zu den Missbrauchsfällen zurück. Deren Arbeit war nicht erst in den letzten Jahren ins Gerede gekommen. Rik Devillé, ein ehemaliger Priester und Vorsitzender der Arbeitsgruppe „Menschenrechte in der Kirche“, bestätigt: „Wir haben schon in den 90er Jahren immer wieder darauf hingewiesen, dass Anzeigen wegen sexuellen Kindesmissbrauchs durch Amtsträger nicht nachgegangen wurde. Die Bischöfe haben sich den Opfern verschlossen.“ Etwa fünf Prozent der Anzeigen habe die Kirche überhaupt ernst genommen.

    Niemand kann erklären, was in den Akten des früheren Erzbischofs von Brüssel und Mechelen, Godfried Danneels, verbrannte Reste von Justizakten zu suchen haben. Geschweige denn Fotos der ausgegrabenen Leichen der Mädchen, die von Dutroux Mitte der 90er Jahre sexuell missbraucht, dann monatelang in einem Kellerverlies gehalten und schließlich ermordet worden waren.

    Offizielle Schlüsse will derzeit noch niemand ziehen. Dass in der Öffentlichkeit aber wieder die damaligen Theorien auftauchten, denen zufolge Dutroux ein mächtiges Netzwerk von Pädophilen mit seinen Opfern regelrecht „bedient“ habe, ist kaum noch zu verhindern. Bislang wagt niemand offen den Verdacht, die Oberhirten selbst könnten mit den Vorgängen zu tun haben, auszusprechen.

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