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Athen: Verlierer in Griechenland

Athen

Verlierer in Griechenland

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    Eine in dieser Woche veröffentlichte Studie der Athener Denkfabrik DiaNeosis dokumentiert, welche Einbußen die Rezession den Griechen beschert hat. Im zweiten Quartal 2008 setzte das griechische Wirtschaftswachstum aus. Bis 2016 verlor das Land ein Viertel seines Bruttoinlandsprodukts (BIP). Erst 2017 kehrte Griechenland zum Wachstum zurück.

    Die Menschen haben noch eine lange Durststrecke vor sich. Den meisten dürfte es kaum gelingen, zu ihren Lebzeiten noch einmal das Einkommensniveau von Mitte der 2000er Jahre zu erreichen. Das griechische Rentner-Netzwerk Vereinigte Pensionäre listet nicht weniger als 23 Rentenkürzungen seit 2010 auf. Die Rentner, so die Studie von DiaNeosis, haben während der Krise im Durchschnitt 32,5 Prozent ihrer Bezüge verloren – eine massive Einbuße. Noch härter trafen der Sparkurs und die Rezession aber die Erwerbstätigen mit Lohneinbußen von 38,6 Prozent. Die Selbständigen, deren Anteil in Griechenland höher ist als in jedem anderen EU-Staat, verloren im Schnitt sogar 40,3 Prozent.

    Die größten Einbußen mussten die Erwerbstätigen in der Altersgruppe der 18- bis 29-jährigen hinnehmen. Ihre Einkommen verringerten sich der Studie zufolge in den Jahren 2009 bis 2014 im Mittel um 44,8 Prozent. Der Hauptgrund dafür ist, dass gerade jüngere Arbeitnehmer immer häufiger schlechte bezahlte Teilzeitjobs annehmen müssen, um überhaupt eine Beschäftigung zu finden.

    Dass die jüngere Generation der große Verlierer der griechischen Krise ist, zeigt auch die Arbeitslosenstatistik. Auf dem Höhepunkt der Krise im Sommer 2013 erreichte die Arbeitslosenquote unter den 14- bis 25-Jährigen 55,1 Prozent. Inzwischen ist die Quote zwar auf knapp 37 Prozent zurückgegangen, so der Stand vom August 2018. Das ist aber immer noch der höchste Wert aller EU-Staaten. Zur Linderung der Krisenfolgen empfiehlt die Studie eine Verlängerung und Erhöhung des bisher nur ein Jahr lang gezahlten Arbeitslosengeldes, Mietzuschüsse für bedürftige Familien, eine Ausweitung der Sozialhilfe, Schulspeisungen und die Schaffung neuer Krippen- und Kindergärtenplätze.

    Auch für die griechischen Unternehmen hatte die Rezession massive Folgen. Über 100 000 Firmen gaben auf oder gingen pleite. Die Zahl der Unternehmen verringerte sich von 833 000 im Jahr 2008 auf 698 000 im Jahr 2013, dem Höhepunkt der Krise. Seither ist die Zahl der aktiven Firmen zwar wieder auf fast 794 000 gestiegen.  Auch die Umsätze gingen drastisch zurück. Sie liegen heute bei durchschnittlich 284 500 Euro pro Firma, gegenüber 394 200 Euro im Jahr 2008. Damit ist Griechenland infolge der Krise noch hinter Bulgarien und Portugal zurückgefallen und liegt in der EU auf dem letzten Platz. Die geringen Durchschnittsumsätze zeigen, wie kleinteilig das griechische Unternehmertum aufgestellt ist: 760 000 Firmen haben weniger als zehn Beschäftigte. Oft arbeiten nur der Inhaber und ein oder zwei Verwandte im Unternehmen. Lediglich rund 400 griechische Firmen haben mehr als 250 Beschäftigte.

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