Apscheronsk mit 30 000 Grabplätzen wird einer der letzten Soldatenfriedhöfe des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge sein. Fast 140 Friedhöfe hat er seit 1992 in Russland angelegt oder hergerichtet – oft gegen heftigen Widerstand. Zwar regeln Abkommen die würdevolle Beisetzung auch des Gegners, doch Veteranenverbände liefen gegen die etwa 20 großen Sammelfriedhöfe Sturm. Bei der Einweihung wollten sich die Russen hingegen keine Blöße geben. Polizisten sperrten auf den gut 100 Kilometern vom Flughafen Krasnodar die Kreuzungen für den Konvoi aus deutschen Politikern, Veteranen und Journalisten. Die Dorfbewohner blickten eher gelassen hinterher.
Außerdem war der Minister aus „Germanija“ gar nicht da. Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) hatte nach dem russischen Einmarsch ins nicht einmal 300 Kilometer entfernte Georgien abgesagt, stattdessen fand Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan Worte des Dankes und des Trostes. Für Kritik an die Adresse Moskaus schien es nicht der passende Ort, schließlich erinnerte der oberste deutsche Soldat auch an die Millionen russischen Opfer des deutschen Überfalls. Stattdessen Worte der Trauer, der Mahnung und auch des Dankes an die jungen Soldaten beider Länder, die den Friedhof mit eingerichtet hatten.
Hass gegen die Deutschen hat nicht einmal mehr Iwan Malachowski, sagt er. Dabei endete die Jugend des 87-Jährigen im Krieg gegen die Deutschen. Mit einer Handvoll Kameraden hat er in Apscheronsk drei Stunden unter sengender Sonne bei 35 Grad ausgehalten. Bei der russischen Hymne stand er stramm wie damals als 22-Jähriger und auch bei der deutschen wankte er nicht. „Ein guter Tag“, sagt er, „diesen Friedhof für die Deutschen hätte es schon viel früher geben sollen.“ Auch der Wiener Hans Brix, wie die meisten an der Kaukasusfront Gebirgsjäger, empfindet schon lange keinen Groll mehr gegen den Feind von damals: „Ach was, sind doch genauso arme Hunde g'wesen wie wir.“
Sinner legte Kranz nieder
Eberhard Sinner, Chef der Bayerischen Staatskanzlei, nahm ebenfalls an der Zeremonie teil und legte einen Kranz nieder. Er sei als Vertreter Bayerns vor Ort gewesen, da auf dem Friedhof auch zahlreiche Gebirgsjäger aus Bayern ihre letzte Ruhe gefunden hätten, sagte Sinner im Gespräch mit dieser Zeitung: „Die Versöhnung über den Gräbern zu spüren, die Veteranen im Gespräch zu sehen und bei diesem friedensstiftenden Prozess dabei sein zu können, war für mich sehr bewegend.“