Nach der Europawahl ziehen nicht nur neue Abgeordnete ins EU-Parlament ein, bis zum Herbst wird auch die EU-Kommission neu besetzt. Auf die Europäische Union wartet dann eine ganze Reihe von Aufgaben und Problemen.
Finanz- und Wirtschaftskrise
Das Schlimmste der Schuldenkrise scheint überstanden. Doch wie es etwa mit dem Sorgenkind Griechenland weitergeht, muss sich erst noch zeigen. Eines der größten Probleme ist außerdem die anhaltend hohe Arbeitslosigkeit besonders unter jungen Menschen und die nur langsam anspringende Konjunktur. In Europa gibt es zudem Nachholbedarf bei der Wettbewerbsfähigkeit, auch die Schuldenberge sind in vielen Staaten noch zu hoch. Mit Sorge wird beobachtet, wie schwer sich beispielsweise Frankreich als zweitgrößte Volkswirtschaft der Eurozone damit tut, wirksame Reformen anzupacken.
Außen- und Flüchtlingspolitik
Die Nachbarschaft im Osten und Süden der EU ist in Aufruhr. Die Krise in der Ukraine und der darüber entfachte Konflikt mit Russland mit allen politischen und wirtschaftlichen Folgen dürften die EU noch lange beschäftigen. Auch im Süden Europas, vor allem in Libyen, ist die Lage instabil. Von dem Krisenland aus kommen immer mehr Flüchtlinge nach Europa. Die sich im Mittelmeer abspielende Tragödie mit immer wieder ertrinkenden Bootsflüchtlingen stellt die europäische Flüchtlingspolitik zunehmend infrage. Der Druck auf die EU wächst, sich viel stärker für die Stabilisierung ihrer Nachbarschaft einzusetzen.
Energie und Klima
Als Folge des Konflikts mit dem Öl- und Gaslieferanten Russland diskutiert die EU – wieder einmal – über ihre Versorgungssicherheit. Die EU muss sicherstellen, dass sie Konflikten in der Nachbarschaft zum Trotz ihren Energieverbrauch durch verschiedene Quellen decken kann. In diesem Zusammenhang ist nicht nur der Ausbau der erneuerbaren Energien notwendig, sondern auch milliardenschwere Investitionen in ein europaweites Stromnetz. Die EU-Staaten müssen sich zudem einigen, welche Klimaziele sie für das Jahr 2030 vereinbaren. Hier gehen die Vorstellungen weit auseinander.
Datenschutz und Verbraucher
Die EU-Regeln zum Datenschutz stammen von 1995 und somit aus einer Ära vor dem Bestehen weltweit tätiger Internetgiganten wie dem US-Unternehmen Google. Über eine Reform diskutieren die EU-Staaten seit Anfang 2012 bisher ohne Abschluss. Doch nicht nur der Sammelwut der Konzerne, sondern etwa auch des US-Geheimdienstes NSA gegenüber fühlen sich viele EU-Bürger schutzlos. Die EU bemüht sich, von den USA mehr Zusagen für Datenschutz zu bekommen. Gleichzeitig verhandelt sie mit den USA über ein umstrittenes Freihandelsabkommen. Befürworter preisen die Vorteile für die Wirtschaft. Kritiker warnen vor einer massiven Schwächung von Verbraucher- und Umweltschutzstandards durch das Abkommen.
Die Zukunft Europas
Das Ansehen der Europäischen Union bei ihren Bürgern hat in den vergangenen Jahren infolge der Schuldenkrise schwer gelitten – wie schwer, wird sich auch daran ablesen lassen, wie viele erklärte EU-Gegner ins Europaparlament gewählt werden. In den kommenden Jahren wird es darum gehen, Vertrauen in die EU zurückzugewinnen. Damit verbunden ist eine Debatte über die Aufgaben und Kompetenzen der EU.
Im Wahlkampf wurde immer wieder sehr vereinfachend die Frage gestellt, ob sich die EU wirklich um Duschköpfe kümmern müsse. Es wird auch Diskussionen geben über eine Reform der Strukturen der EU und mögliche Vertragsänderungen.