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BRÜSSEL: Wenn Italien fällt, reißt der Rettungsschirm

BRÜSSEL

Wenn Italien fällt, reißt der Rettungsschirm

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    Vermittelt Sicherheit: Gold
    Vermittelt Sicherheit: Gold Foto: Foto: Thinkstock

    Eigentlich sollte es ein ganz normales, turnusmäßiges Treffen der Finanzminister aus den 17 Euro-Staaten werden. Doch davon war am Montagabend plötzlich nichts mehr zu spüren. Erstmals seit Monaten stand Griechenland nicht mehr alleine im Mittelpunkt des Interesses. Die bangen Blicke richten sich nach Italien. Zwar bemühte sich Währungskommissar Olli Rehn, Ruhe zu verbreiten: „Es gibt keine Auswirkungen, egal welche Entwicklungen sich in Rom in den nächsten Stunden und Tagen ergeben werden.“ Tatsächlich aber wurden hinter den Kulissen am Abend bereits Spekulationen laut, der gerade erst auf eine Billion Euro aufgeblähte Rettungsschirm könne nicht reichen, sollte Italien um Hilfe bitten müssen. „Dann werden zwei, vielleicht sogar drei Billionen Euro nötig sein“, gab es Stimmen aus dem Chor der EU-Diplomaten.

    Dabei wollten die Finanzminister in der vergangenen Nacht überhaupt erst mal klären, wie man die eine Billion sicherstellt. Die Staats- und Regierungschefs hatten nämlich offengelassen, ob man den Rettungsschirm (EFSF) zu einer Art Versicherung ausbaut, die private Gläubiger zu etwa 20 Prozent gegen einen Ausfall ihrer Einlagen schützt. Oder ob über eine neue Investmentgesellschaft neue ausländische Investoren wie China, Indien oder andere Staatsfonds angelockt werden können. Welches der Modelle am Ende zum Zug kommen soll, ist offen. Auch ein Mix beider war im Gespräch. Aber auch das Scheitern aller Varianten galt als nicht ausgeschlossen. Doch woher dann eine Billion Euro oder mehr nehmen?

    Die Finanzminister stehen unter Druck. Im Sommer war ihnen vorgehalten worden, wichtige Beschlüsse des Juli-Sondergipfels nicht schnell genug umgesetzt zu haben. „Die Arbeiten müssen beschleunigt werden“, sagte am Montag ein Kommissionssprecher.

    Dennoch sind die Minister, die heute gemeinsam mit den Kollegen aus den Nicht-Euro-Staaten weiter tagen, vor allem mit aktuellen Problemen beschäftigt. Griechenlands Kassenwart Evangelos Venizelos bemühte sich, Zuversicht zu verbreiten: „Nach einer schwierigen Woche haben wir eine neue politische Situation in Griechenland“, erklärte er. Die kommende Regierung werde jedoch die mit den Euro-Partnern vereinbarten Sparbeschlüsse „umsetzen und unser Land wieder aufbauen“. Auch Jean-Claude Juncker, Chef der Währungsunion, zeigte sich überzeugt, die künftige Athener Regierung werde „millimetergenau“ alles übernehmen. Trotzdem könne es bei diesem Treffen „definitiv“ keine Entscheidung über die Auszahlung der nächsten Acht-Milliarden-Tranche geben. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble: „Griechenland muss zuerst sicherstellen, dass das, was vereinbart worden ist, auch wirklich verwirklicht werden kann.“ Bis Dezember kann sich Athen noch über Wasser halten. Dann braucht man frisches Geld. Italien muss sich derweil in den nächsten Wochen auf den ersten Besuch von Finanzkommissaren einstellen. Bis Mitte November soll dann klar sein, wo das Land wirklich steht – ob mit oder ohne Berlusconi.

    Die EU-Kommission hat Berichte unkommentiert gelassen, wonach zur Euro-Rettung auch Gold- und Währungsreserven der Notenbanken herangezogen werden könnten.

    Deutsche Goldreserven

    Eurorettung mit den deutschen Gold- und Währungsreserven? Die Bundesregierung sagt Nein. Die deutschen Goldreserven werden von der Bundesbank verwahrt. Deutschland steht laut der Internet-Enzyklopädie Wikipedia mit der Höhe seiner Goldreserven an zweiter Stelle hinter den Vereinigten Staaten.

    Gelagert wird der größte Teil der Goldreserven in einem unterirdischen Depot der Federal Reserve Bank of New York an der Südspitze Manhattans. Der zweitgrößte Teil lagert bei der Bank of England und der drittgrößte Teil bei der Banque de France. Der Rest wird in Frankfurt und Mainz verwahrt. Ein großer Teil der Goldreserven wurde der Bundesbank in den 1950er und 1960er Jahren übertragen.

    Die Menge hat sich in den letzten Jahren nicht wesentlich verändert. Sie lag im Februar 2011 bei 3401 Tonnen – deren Marktwert betrug beim damaligen Goldpreis 111 Milliarden Euro. Nach derzeitigem Marktpreis wären das rund 139 Milliarden Euro. Die USA haben eine Goldreserve von etwa 8100 Tonnen.

    Die Golddeckung der Währung – den Münzen und Scheinen steht der Wert in Gold gegenüber – ist schon lange Geschichte: Sie fiel endgültig 1931. Text: San

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